Peking 10 – der Rest

Die restlichen Tage fasse ich wieder zusammen, da nichts aussergewöhnliches mehr passiert. Am Mittwoch will ich mir einen Tempel anschauen, den der Lonely Planet als ’sehr düster‘ beschreibt, als ich nach einer kleinen Odyssee dort ankomme, finde ich an dem Ort lediglich ein Folklore-Museum, das ich mir dann aber nicht anschaue. Ansonsten gammele ich nur rum, abends gehe ich zu Cafe Sambal, einem Malayischen Restaurant und esse Beef Rendang, was verdammt lecker ist.

Am nächsten, meinem letzten Tag fahre ich zum Militärmuseum, welches allerdings wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Man darf trotzdem umsonst rein und den Hof betreten, es dauert ewig bis ich drin bin, weil trotz kostenlosem Eintritt die Pässe kontrolliert werden und der Andrang gross ist. Auf dem Hof sind dann jede Menge Penisse ausgestellt und mit Penissen meine ich natürlich Kanonen. Man muss kein Freudianer sein, um die Galerie der Panzer mit ihren hoch aufgereckten Stahlrohren entsprechend zu deuten. Kleine Männer mit kleinem Gemächt brauchen eben grosse Spielzeuge. Das Thema zieht sich irgendwie wie ein roter Faden durch meine Reise, wundert mich bei diesen Zielen aber auch nicht.

Am Abend gehe ich zum letzten Mal zu Noodle Inn, esse wieder mal ausgezeichnet und verabschiede mich von Lei Jun. Die Verabschiedung artet wie zu erwarten war in einem Besäufnis aus, ich falle dann gegen 2:30h ins Bett und muss nach 3 Stunden wieder aufstehen. Das tut weh und nach der kurzen Zeit bin ich auch immer noch nicht nüchtern. Eine kalte Dusche schickt mich auf den Weg.

Ich fahre ein paar Stationen mit der U-Bahn, schaffe es, nicht in die Bahn zu kotzen und steige dann in den Airport-Express, der mich in gut 20 Minuten zum Flughafen bringt. Die Ausreise und auch der Checkin gehen zum Glück recht schnell, nach einer Dreiviertelstunde kann ich dann einsteigen. Ich habe einen genialen Platz reserviert, ich sitze am Fenster in der vordersten Reihe, habe also eine Wand vor mir und dadurch viel Beinfreiheit. Zudem habe ich nur einen Sitznachbarn, einen kleinen dicken Chinesen, der die meiste Zeit schläft und mir nicht auf die Nerven geht. Der Flug wird von Air France durchgeführt, dementsprechend unfreundlich ist das Personal, was mich aber nicht weiter stört. Das Essen ist gut, das Entertainment-Angebot groß, so dass der Flug sehr angenehm verläuft. Da ich ziemlich platt bin, verschlafe ich bestimmt die Hälfte der Zeit und lande dann gegen Nachmittag in Paris. Dort muss ich knapp zwei Stunden warten bevor es weitergeht und um 17:30h lande ich endlich in Tegel.

Diesmal muss ich nicht wie letztes Jahr ein Stunde auf mein Gepäck warten, der TXL-Bus steht schon bereit und gegen 18:30h bin ich zuhause. Das ist eine gute Zeit, denn so kann ich wie an einem normalen Arbeitstag schlafen gehen und bin am nächsten Morgen halbwegs fit. Am Samstag früh beschliesse ich, den Tag auf der Couch vorm Fernseher zu verbringen und so meinen Jetlag zu bekämpfen, nach ca. 10 Minuten gibt mein Fernseher den Geist auf. D’oh!

Peking 9 – Kochkurs

Das Aufstehen fällt mir wie erwartet schwer, ich muss trotzdem halbwegs früh raus, denn um 9:00h treffe ich mich mit den Teilnehmern meiner Markt-Tour. Ich habe die Tour schon von zuhause zusammen mit einem anschliessendem Kochkurs bei ‚The Hutong‚ gebucht. Wir sind zu siebt, zwei Frauen aus England, ein Deutscher, ein Amerikanisches Ehepaar, die Führerin und ich. Mia, so heisst die Dame, führt uns zu einer kleinen Markthalle um die Ecke und stellt uns dort die wichtigsten Zutaten der Chinesischen Küche vor: Gewürze, Essige, Öle, Saucen, Gemüse, Fleisch, Fisch und allerlei anderes Zeug. Die Erklärungen sind sehr gut, die Informationsmenge allerdings zu groß, so dass ich das Meiste schon bald wieder vergessen hab. Ich kaufe ein Glas eines Gewürzmittels, was man angeblich für alles verwenden kann, der Name bedeutet übersetzt soviel wie ‚Old Dry Mum‘.

Danach gehts zu The Hutong zum Kochkurs. Wir sind etwa 12 Personen, seltsamerweise fast ausschliesslich Deutsche. Wir sitzen alle um einen Tisch, jeder hat ein Tablett, ein Messer und ein paar Schalen vor sich, eine mobile Kochstation mit zwei Woks steht dabei. Sophia, unsere Lehrerin, macht das richtig gut, wir lernen erstmal jede Menge Grundlagen, dann schnippeln wir gemeinsam die Zutaten und zum Kochen darf dann jeder mal an den Wok. Zum Schluss essen wir gemeinsam, wir haben einen Salat, pfannengerührte grüne Bohnen und Gung Bao Chicken gekocht, das sind Hähnchenbrust-Stücke mit Lauch und Erdnüssen, wir haben zwei Versionen gemacht, einmal scharf und einmal für Weicheier. Alles schmeckt sehr gut, wir unterhalten uns dann noch lange und zum Abschluss bekommen wir eine kleine Mappe mit den Rezepten.

Den erfolgreichen Tag schliesse ich dann am Abend mit einem weiteren Besuch im Noodle Inn ab und es kommt was kommen muss, ich sitze wieder ewig mit Lei Jun zusammen und werde genötigt jede Menge Bier zu trinken. Er erzählt mir, dass er vor kurzem seine Band verlassen hat, da er demnächst 40 wird und sich jetzt voll seinem Restaurant widmen will. Er ist auf der Suche nach mehr Biersorten für den Laden und fragt mich, ob denn Sternburg in Deutschland ein sehr beliebtes Bier sei. Dass dem nicht so ist und lediglich Punks und Penner das Zeug trinken amüsiert ihn. Er erzählt mir dann, dass er plant, im kommenden Jahr mit seiner Frau einen Europa-Trip zu machen und ihr ein paar der Städte zu zeigen, die er mit der Band betourt hat. Ich gebe ihm meine Email-Adresse, falls er dann auch nach Berlin kommt. Würde mich freuen, ihn hier widerzutreffen.

Peking 8 – Beijing Boot Boy

Auch heute faulenze ich zum größten Teil nur rum, ich merke, dass ich müde bin und mein Kopf voll ist mit Bildern, Geschmäckern, Gerüchen, etc. Ich fahre zwischendurch nur mal zur 77th Street, das ist eine unterirdische Shopping-Mall, die früher mal ein gigantischer Luftschutzbunker war. Bezeichnend für die Entwicklung in China in den letzten Jahrzehnten hat man das Ding in einen Konsumtempel verwandelt. Innen befindet sich auf mehreren Stockwerken ein Labyrinth aus kleinen und größeren Läden, erinnert mich an das MBK-Center in Bangkok, in dem ich letztes Jahr war. Ich beschränke mich aufs Herumlaufen und habe bald genug und fahre zurück.

Zum Abendessen gehe ich dann zu einem Laden namens Noodle Inn, eine Empfehlung vom Lonely Planet und das ist ein Volltreffer. Das sehr kleine Restaurant gehört Lei Jun, dem Sänger der (linken) Skinhead-Band Misandao. Die Wände sind vollgehängt mit LPs und Postern von The Clash, den Adicts, Sex Pistols, die Casualties waren offensichtlich schon zu Gast und haben sich mit Edding auf der Wand verewigt und eine Lederjacke spendiert, Doc Martens-Werbung, usw. Dazu läuft britische ’77 Punk- und Skin-Mucke. Ich fühle mich sofort zuhause und lerne dann auch den Chef kennen. Wir erkennen uns an unseren T-Shirts als Gleichgesinnte und kommen sofort ins Gespräch, Punkrock ist eine internationale Sprache.

Das Essen ist ausgezeichnet, Lei Jun erzählt mir, dass alle Reiseführer seine Nudelkreationen als Fusion-Küche bezeichnen, er aber einfach zusammenmengt, was ihm schmeckt und auf die Karte setzt. Er vertreibt ausserdem eine feine Kollektion an einheimischen und ausländischen Bieren, die er mir begeistert präsentiert. Wir sitzen ewig zusammen und trinken, irgendwann kommt eine ganzkörpertätowierte junge Frau aus Russland namens Anna dazu, die für ihren Reiseblog einen Bericht über den Laden erstellt und wir philosophieren bis spät in die Nacht über Punkrock. Ich freue mich, auch weil Lei Jun der erste Chinese ist, mit dem ich mich überhaupt ordentlich verständigen kann, er spricht nämlich ein recht gutes Englisch.

Als ich irgendwann abgefüllt bin, verabschiede ich mich und verspreche, morgen wiederzukommen. Ich wanke dann Richtung Hostel und gehe unterwegs in eine der unzähligen öffentlichen Toiletten. Die asiatischen Toiletten bestehen ja meistens nur aus einem Loch im Boden, damit habe ich keine Probleme, diesmal gibt es aber weder Trennwände noch Türen und so sehe ich als ich reinkomme zwei Chinesen am Boden kauern, die gerade am kacken sind. Der eine nickt mir noch zu, der andere schaut sich dabei einen Film auf seinem Smartphone an. Sachen gibts.

Peking 7 – Rumgammeln und Nationalmuseum

Die nächsten beiden Tage fasse ich zusammen, ich mache nämlich nicht wirklich viel: Am Samstagmorgen ziehe ich erstmal in mein neues Hostel um. Das hat den gleichen Standard wie das erste, ist aber ein wenig günstiger und liegt mitten in einem coolen Hutong. Das Personal spricht kein Wort Englisch und als ich an der Rezeption fragen will, ob sie einen Wäscheservice haben, öffnet der Angestellte eine Übersetzungs-App auf seinem Smartphone und drückt mir dieses in die Hand. Haben sie nicht, zum Glück habe ich Rei in der Tube dabei und so mache ich nach dem Einchecken erstmal große Wäsche und hänge mein Zimmer mit den nassen Klamotten voll.

Ich gammele dann im Hostel rum und erkunde später die Gegend. Zu meiner grossen Freude ist Great Leap Brewing direkt um die Ecke. Es handelt sich hierbei um eine kleine Brauerei, die vor genau 4 Jahren von einem Amerikaner gegründet wurde und die 20 verschiedene Biersorten vom Fass anbietet. Es gibt einen kleinen Innenhof, wo man schön sitzen kann und praktischerweise befindet sich direkt vor dem Eingang eine öffentliche Toilette.

Damit ist der Tag gelaufen, ich fange bei Sorte Nr. 1 an und arbeite mich bis zum Abend vor bis Nr. 6. Es gibt gut funktionierendes WLan und scharfes Knabberzeug umsonst und das Bier ist zum größten Teil ausgezeichnet, das reicht mir und ich erkläre den Laden zu meinem Wohnzimmer.

Den Sonntagvormittag verbummele ich mit Katerbekämpfung und Lesen, später fahre ich nochmal los und schaue mir das Nationalmuseum am Tiananmen-Platz an. Der Eintritt ist kostenlos, es dauert aber ziemlich lang bis ich drin bin, weil man sich trotzdem ein Ticket holen muss, dabei wird der Pass kontrolliert und beim Eingang werden alle Besucher gründlich gefilzt. Mein Feuerzeug bekomme ich wieder mal abgenommen.

Das Museum ist wie erwartet riesengroß und überfordert mich erstmal ein wenig. Ich habe weder die Zeit noch Lust, mir alles anzuschauen, gehe also selektiv vor. Zuerst schaue ich mir die Abteilung Archäologie/Geschichte an, um das alles richtig wahrzunehmen, bräuchte man schon mindestens einen ganzen Tag. Danach folgt eine Ausstellung von Geschenken, die Mao und seinen Nachfolgern von ausländischen Staatsmännern und -frauen gemacht wurden. Eigentlich ganz lustig, aber die Freundschaftsausstellung in Nordkorea ist der Maßstab und dagegen hat das hier keine Chance. Ich schau mir dann noch eine Sonderausstellung von afrikanischen Holzskulpturen und -masken an, die zu einem großen Teil aus Penissen und Brüsten besteht und stelle danach fest, dass es bereits Abend ist und das Museum demnächst schliesst.

Zu Abend esse ich zur Abwechslung eine Pizza, die ziemlich gut ist, dann noch ein paar Absacker bei Great Leap Brewing und das wars.

Peking 6 – Sommerpalast

Heute steht ein weiteres Highlight an, der Besuch des Sommerpalastes. Zur Geschichte steht genug bei Wikipedia, das ganze war eine Art Sommerfrische für den Kaiser und seinen Hofstaat während der extrem heissen und schwülen Sommermonate in der Stadt. Auch hier ist wahnsinnig viel los, die meisten Besucher beschränken sich jedoch auf den eigentlichen Palast und die nähere Umgebung. Ich marschiere einmal komplett um den See und nach 10 Minuten habe ich erstmal meine Ruhe.

Später komme ich dann zum Palast, wo man mehrere ziemlich steile Treppen hochläuft und dann einen tollen Blick auf den See hat. Der Park mit mehreren berühmten Brücken und der Palast selbst sind sehr schön, allerdings merke ich, dass sich die Architektur sämtlicher historischer Gebäude in der Stadt gleicht, so dass ich oft den Eindruck habe, das alles schon mehrmals gesehen zu haben.

Auf der anderen Seite des Berges geht es wieder runter und ich fahre zurück zum Hostel, setze mich vor die Tür, trinke ein paar Bier und lese. Am Abend kann ich mich dann nochmal aufraffen und fahre nach Dongcheng, das ist die populärste Shopping-Gegend, wo es eine Fußgängerzone gibt, in der sämtliche Luxusmarken vertreten sind und schaue mir das Treiben an. Ausserdem gibt es dort einen Nachtmarkt, eine schmale Strasse, die von Ständen gesäumt ist, an denen es alle möglichen Tiere und Teile von Tieren zum Essen gibt. Die meisten Waren gibts am Spiess, das fängt mit Fleisch und Innereien aller Art an, geht weiter mit Fisch, Tintenfisch, Muscheln und Krebsen und schliesslich auch jeder Menge Maden, Insekten, Skorpione, Tausendfüssler und sonstiges Krabbelgetier. Als Schauspiel interessant, essen möchte ich allerdings nichts. Manches sieht lecker aus, vor allem die Fleisch- und Tintenfisch-Spiesse, aber mir haben die drei Tage in Nordkorea gereicht, ich schone meinen Magen lieber. Leider sind die meisten Fotos verwackelt wie sich später herausstellt, im Dunkeln ist meine Kamera nicht zu gebrauchen.

Ich esse dann bei KFC und fahre zurück, nehme noch ein paar Absacker und falle ins Bett. Vorher kann ich endlich mal wieder duschen, denn ich hab wieder warmes Wasser.

Peking 5 – Verbotene Stadt

Ich wollte eigentlich früh aufstehen, schlafe aber ewig und komme deswegen erst gegen 10h in die Gänge. Heute steht die Verbotene Stadt an, ich fahre also wieder zum Tiananmen-Platz, marschiere durch das Tor des Himmlischen Friedens mit dem berühmten Mao-Portrait und stelle erstmal fest, dass die Hölle los ist. Da heute ein gewöhnlicher Wochentag ist, nehme ich an, dass immer so viel los ist und beschwere mich nicht. Es wird ja überall gerne über die nervigen Touristen gelästert, ich mache das zuhause ja auch, weiss aber schon, dass es eigentlich Blödsinn ist. Touristen sollten überall willkommen sein, da sie schliesslich Kohle ins Land bringen und hier bin ich auch nur einer, der die Einheimischen nervt, weil er ständig stehenbleibt und fotografiert oder auf seine Karte schaut.

Ich bin erstmal etwas wirr, weil ich nicht weiss, wo ich mein Ticket kaufen muss, der Lonely Planet hilft aber und nach ca. 15 Minuten bin ich dann drin. Es gibt eine Menge zu sehen, ich habe ehrlich gesagt keine Lust, alles zu beschreiben. Ich besorge mir einen echt guten Audioguide: das Gerät wird per WLan aktiviert, d.h. ich brauche keinem bestimmten Plan zu folgen, sondern marschiere einfach irgendwo hin und der Audioguide aktiviert sich von selbst und informiert mich in ziemlich wackeligem Deutsch was ich gerade sehe. Ich schalte das Teil dann auf Englisch um und das ist besser.

Die Verbotene Stadt ist bis jetzt das absolute Highlight in Peking, die Anlage ist riesengroß und in jeder Ecke gibt es was zu sehen und zu hören, beeindruckend, ein besseres Wort fällt mir nicht ein. Ein paar Zahlen von Wikipedia: Die Grundfläche beträgt 720.000m², davon sind 150.000m² bebaut, es befinden sich 890 Gebäude mit insgesamt 8.886 Räumen auf der Anlage.

Ich habe mir ja vorgenommen, mich nicht über die Menschenmassen aufzuregen, aber was mir wirklich tierisch auf den Sack geht, ist die Angewohnheit der Chinesen, sich STÄNDIG gegenseitig vor allen möglichen Objekten zu fotografieren. Zu Anfang versuche ich noch, darauf Rücksicht zu nehmen und weiche aus oder bleibe stehen und warte, nach kurzer Zeit ist es mir egal und ich laufe vors Objektiv. Der Fairness halber muss ich aber auch sagen, dass sich niemand deswegen beschwert.

Ich sehe unzählige Paläste, Tempel, Unterkünfte der kaiserlichen Konkubinen, besichtige das Palastmuseum, wo alle möglichen Schätze ausgestellt sind und habe irgendwann nach ca. 5 Stunden genug, weil mein Kopf voll ist.

Danach bin ich auch für den Tag bedient, ich habe keine Lust essen zu gehen und besorge mir in einem Supermarkt Brot, Tomaten und Käse (zu einem horrenden Preis, die meisten Chinesen mögen keinen Käse und sehen das Zeug als ‚verdorbene Milch‘ an). Zusammen mit ein paar Bieren kommt mir das Essen wie ein Festmahl vor. Duschen ist allerdings nicht drin, ich hab kein warmes Wasser.

Peking 4 – Zoo

Der Pekinger Zoo hat nicht den allerbesten Ruf, trotzdem will ich ihn mir anschauen, schon wegen den Großen Pandas, Chinas Wappentier. Die Chinesen sind ja äusserst erfolgreich bei der Zucht dieser bedrohten Tiere und verschenken diese gerne ins Ausland. Im Berliner Zoo lebte bis 2012 Bao Bao, ein Männchen, welches 1980 vom damaligen Regierungschef dem Kanzler Helmut Schmidt zum Geschenk gemacht wurde. Der Zoo selbst ist ziemlich groß und gut organisiert, die Tierhaltung allerdings größtenteils nicht wirklich schön. Ich beschränke mich deswegen auf die Pandas, die für meine Begriffe gut untergebracht sind. Der Rest der Tiere vegetiert mehr oder minder in traurigen Gehegen vor sich hin. Ich habe prinzipiell keine Probleme mit Zoos, sofern die Tiere so artgerecht, wie das in Gefangenschaft eben möglich ist, untergebracht sind und entsprechend betreut und beschäftigt werden. Ein gutes Beispiel ist eben der Berliner Zoo, wie es da aussieht und wie sich um die Tiere gekümmert wird, ist ja aus den Fernsehsendungen hinreichend bekannt. In Peking ist man davon leider noch weit entfernt.

Obwohl ich ja darauf vorbereitet war, verdirbt mir der Besuch etwas die Laune. Ich habe auch keine Lust Bus zu fahren, deswegen verzichte ich auf den Botanischen Garten, den ich mir eigentlich noch anschauen wollte. Ich fahre also zurück und marschiere einmal mehr durch Hutongs und spaziere einmal um den Houhei-See. Die Gegend um die Seen (es gibt noch den Qianhei-, Baihai- und einige andere Seen) dient den Pekingern als eine Art Naherholungsgebiet und ist extrem schön. Dafür dass das alles mitten in der Stadt liegt, ist es sehr ruhig und die Luft ist gut. Irgendwo sehe ich ein Schild ‚German Bakery‘ und stürze sofort rein, leider ist das alles andere als german. Der Laden entpuppt sich als ein (zugegeben hübsches) Cafe, das einzige was ich finde ist ein einsames Heidelbeer-Muffin.

Trotzdem verbringe ich einen schönen Nachmittag, später fahre ich zum Hostel und esse, nach meinem gestrigen Reinfall, bei McDonalds zu abend. Ich gehe ziemlich früh schlafen, ausnahmsweise ohne Bier zu trinken und nehme mir vor, morgen die Verbotene Stadt in Angriff zu nehmen.

Peking 3 – Himmelstempel

Heute bin ich früher auf den Beinen und schaue mir zuerst den Himmelstempel und den zugehörigen Park an. In dem Tempel wurde für eine gute Ernte gebetet, deswegen haben die Gebäude auch so blumige Namen wie ‚Halle des Erntegebetes‘ oder ‚Halle des Himmelsgewölbes‘. Der Park ist ziemlich groß und total schön. Es ist noch früh, die Sonne scheint und überall sind Chinesen beim Frühsport zu sehen: Ein paar Leute machen Tai Chi, viele spielen eine Art Hacky Sack, mit einem Ding, was aussieht wie ein Federball und alle sind extrem geschickt damit. Ich werde von einer Gruppe älterer Damen und Herren zum Mitspielen eingeladen, versage aber komplett und ernte Gelächter. Ein anderer Typ hat eine Handvoll Stoffringe und wirft sie vier Personen zu, die in einem Abstand von vielleicht 10 Metern stehen und die die Ringe mit dem Kopf auffangen. Danach werfen sie die Teile zurück und er fängt sie alle ebenfalls mit dem Kopf auf. Dann gibt es noch verschiedene Musiker und Viele, die ein Brettspiel spielen, scheint so eine Art Mühle zu sein. So verbringe ich den Vormittag und mache dann Station im Hostel.

Später fahre ich mit der U-Bahn zum Olympiagelände, wo das berühmte Stadion steht, welches u.a. von dem Künstler Ai Weiwei entworfen wurde. Das Gelände ist riesig, gefühlt größer als der Tiananmen-Platz und beeindruckt mich auch mehr, vielleicht weil weniger los ist. Neben dem markanten Stadion gibt es noch einige andere Gebäude, darunter das nationale Schwimmzentrum. Das ist bei Tageslicht nicht wirklich eindrucksvoll, ich nehme mir vor, später nochmal im Dunkeln herzukommen, verpeile das allerdings.

China hat damals die kompletten Einrichtungen für die Spiele in Rekordzeit errichtet, es gab, auch wegen der Vergabe an China überhaupt, jede Menge Kritik. Heute stehen die Gebäude zum größten Teil leer und werden nicht genutzt, das Stadion wurde seit dem Ende der Spiele angeblich nur ein einziges Mal für eine Veranstaltung genutzt. Der Unterhalt ist zu teuer, so dass vieles schon langsam anfängt zu verfallen und man verzweifelt Sponsoren sucht. Trotzdem ist die Anlage schön anzusehen, während meines Aufenthaltes fahren die Teilnehmer eines Radrennens vorbei, weswegen an der Strasse jede Menge begeisterte Zuschauer stehen.

Auf dem Weg zurück mache ich am Lama-Tempel Yonghe Station. Die Anlage ist ziemlich cool, sie besteht aus fünf nacheinander angeordneten Hallen, jede größer als die vorhergehende, in der letzten Halle steht die weltgrößte hölzerne Buddha-Statue, die 26m hoch ist und aus einem einzigen Sandelholzbaum geschnitzt ist. Natürlich darf man in den Hallen mal wieder nicht fotografieren.

Damit habe ich genug für heute und ich beschliesse auch, ab morgen etwas langsamer zu machen, ich habe ja noch 9 komplette Tage, da muss ich nicht hetzen. Ich fahre also zurück und gehe zum Essen in ein kleines Restaurant um die Ecke, wo mich das Essen einmal mehr enttäuscht. Die Gewürze und der Schärfegrad der Gerichte, die ich während der gesamten Zeit hier esse sind eigentlich ok, aber zum einen ist alles extrem fettig gekocht und zum anderen mögen die Chinesen ihr Fleisch offensichtlich gerne schlabberig. Selbst die frittierten Sachen sind zwar aussen knusprig, aber innen trotzdem glibberig. Und wenn ich das Fleisch weglasse, schaffen sie es, auch das Gemüse glibberig und schleimig zu bekommen. Mit der entsprechenden Menge Bier bekomme ich aber alles runter.

Peking 2 – Tiananmen-Platz

Heute schlafe ich aus, deswegen komme ich erst gegen 10:00h in die Gänge. Das Wetter ist traumhaft, es ist klar, angenehm kühl und keine einzige Wolke am Himmel. Ich lasse das Frühstück ausfallen und mache mich per U-Bahn auf den Weg zum Tiananmen-Platz. Dort muss ich erst durch den Security-Check, wo ich meinen Pass zeigen muss und mein Rucksack gescannt wird. Der Platz ist, naja, ziemlich groß halt und voll mit Chinesen (ach was), ich bin ehrlich gesagt nicht so furchtbar beeindruckt. Das Mao-Mausoleum ist heute geschlossen, aber ich habe sowieso keine große Lust, mich stundenlang anzustellen, ich habe auf dieser Reise bereits zwei tote Massenmörder gesehen und brauche keinen dritten. Dafür muss ich mich mit diversen Chinesen fotografieren lassen.

Die Verbotene Stadt ist ebenfalls heute zu, montags haben fast alle Sehenswürdigkeiten und Museen geschlossen, deswegen muss ich den Besuch verschieben. Ich marschiere also zurück zum Hostel und besorge mir was zum Essen. Um es jetzt schon vorweg zu nehmen: ich bin vom chinesischen Essen sehr enttäuscht. Vielleicht habe ich ja einfach nur Pech, aber fast alles was ich esse bewegt sich zwischen ‚geht so‘ und ‚total widerlich‘.

Am Nachmittag gehe ich wieder zu Fuß los ein Stück in den Norden und laufe nach einer Empfehlung des Lonely Planet kreuz und quer durch diverse Hutongs und finde dort zufällig das Hostel, in das ich in ein paar Tagen umziehen werde. Eigentlich will ich mir noch den Trommel- und den Glockenturm anschauen, die sind allerdings beide bis Mitte November wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Irgendwann wird es dunkel, ich fahre mit der U-Bahn zurück, besorge mir was zum Essen und ein paar Bier und ziehe mich zurück.

Peking 1 – Mauer

Mein Frühstück besteht aus einem Muffin und einem Tee in der (sehr europäischen) Bäckerei um die Ecke, dann fahre ich mit dem Taxi ins Hotel von Ulrich und Frieder. Dort werden wir irgendwann abgeholt und fahren, nachdem wir noch ca. 10 weitere Teilnehmer abgeholt haben, in Richtung Mauer. Die Fahrt dauert ca. 1,5 Stunden, dann werden wir auf einem Parkplatz rausgelassen und das erste was ich sehe ist ein Subway-Laden. Willkommen im Kapitalismus.

Wir sind in Mutianyou, einem ziemlich beliebten Stück der Mauer, dementsprechend viel ist los. Wir haben nur zwei Stunden Zeit zum Erkunden, deswegen nehmen auch alle die Seilbahn nach oben. Das ist keine geschlossene Kabine, sondern mehr ein Sessellift, wo man im Freien zu zweit nach oben fährt. Auch wenn jede Menge Menschen rumlaufen, ist das alles doch sehr beeindruckend. Wir marschieren von Turm Nr. 5 bis zu Nummer 10, dann müssen wir umkehren.

Für den Weg nach unten nehmen wir nicht die Seilbahn, sondern fahren mit einer Rutschbahn nach unten. Man sitzt in kleinen Wägen mit einem Hebel zum Beschleunigen und Bremsen und das würde richtig Spass machen, wenn nicht vor uns irgendwelche Spassbremsen ständig vor Angst fast stehenbleiben würden.

Danach eröffnet uns die Führerin, dass wir jetzt alle noch eine kostenlose Fussmassage bekommen. Ja, eine Fussmassage. Dazu werden wir in ein Zentrum für chinesische Medizin gekarrt, wo uns eine Dame die Vorzüge von Akupuktur, Fussreflexzonenmassage, Handlesen und allerlei anderem Humbug schmackhaft machen will. Zuerst dürfen wir alle unsere Füsse in einer Schüssel mit heissem Tee baden, dann kommt ein Trupp junger Azubis und massiert uns. Das ist gar nicht so unangenehm wie es sich anhört, allerdings erscheinen währenddessen die Medizinmänner und bieten ihre Dienste an. Frieder, der neben mir sitzt, macht sich einen Spass und lässt sich beraten. Der ‚Arzt‘ erklärt ihm, dass er sämtliche Medizin, die er zuhause nehmen muss, wegschmeissen kann, wenn er nur seine Geheimrezeptur nutzt. Die schlappe 3.600,- Yuan, also etwa 400,-€ kosten soll. Ja genau.

Nachdem sie an uns nichts verdienen, werden wir recht schnell herauskomplimentiert und fahren ca. 2 Stunden lang durch dichten Verkehr zurück. Ich gehe dann noch mit Ulrich und Frieder was essen, die beiden fliegen morgen früh zurück. Wir landen in einem kleinen Restaurant, wo das Essen ziemlich gut ist (zumindest das was ich hatte), kippen ein paar Bier und lassen die Nordkorea-Reise Revue passieren. Irgendwann kommt Frieder mit einer Flasche Schnaps an, die er am Tresen besorgt hat, ohne zu wissen was drin ist. Das Zeug stinkt abartig, wir einigen uns auf Terpentin-Ersatz. Ein Glas pro Mann schaffen wir, der Rest wird verschenkt. Das Lösungsmittel-Aroma verfolgt mich den Rest des Abends, obwohl ich noch drei Bier draufkippe. Als ich mir am nächsten Morgen die Zähne putze, habe ich den Geschmack immer noch im Rachen.

Wir verabschieden uns etwas angeschiggert und ich fahre mit der U-Bahn zu meinem Hostel, besorge mir vorher noch mehr Bier, in der Gewissheit, dass ich morgen zum ersten mal seit Beginn der Reise ohne Wecker ausschlafen kann. Hurra.