Hiroshima 1

Zum ersten Mal auf dieser Reise wache ich mit einem leichten Kater auf und das nach mehr als einer Woche, wurde auch Zeit. Über Nacht hat es geregnet und am Morgen sind die Temperaturen merklich tiefer, was sehr willkomen ist. Ich komme früh los und sitze nach einem kurzen Sprint, welcher den Restalkohol endgültig vertreibt, gegen 10h im Zug Richtung Hiroshima. Neben mir sitzen zwei alte, fette und unsympathische Italienerinnen, die nicht mehr ganz frisch riechen und keine Sekunde die Klappe halten können. Aber zum Glück gibts Kopfhörer und ich überstehe die Fahrt ohne Wutanfall.

Auch hier habe ich gut 1,5km Fußmarsch zum Hotel, aber heute macht es mir nichts aus: es herrscht tolles Wetter, Sonnenschein, ein leichter Wind und geschätzt 25°, außerdem gefällt mir die Stadt auf Anhieb. Wie könnte es auch anders sein, wenn das Erste was ich sehe als ich aus dem Zug steige, ein paar grinsende junge Japaner/innen sind, die Schilder hochhalten, die sie als ‚freiwillige Touristenhelfer‘ ausweisen. Ich brauche trotzdem keine Hilfe und spaziere gut gelaunt entlang des Peace Boulevard zum Hotel, wo ich einchecke und, da mein Zimmer noch nicht fertig ist, mein Gepäck deponiere und mich wieder auf den Weg mache.

Erstes Ziel ist logischerweise der Friedenspark mit den Gedenkstätten zum Atombombenabwurf, ein paar Gehminuten vom Hotel entfernt. Diese Anlage beinhaltet mehrere Einrichtungen, das Friedensmuseum und die Friedenshalle spare ich mir für morgen, heute schaue ich mir nur den Park selbst und alle Gedenkstätten im Freien an. Ich mag jetzt nicht alles einzeln aufzählen, falls es jemanden interessiert, Wikipedia weiss Bescheid. Mich beeindruckt das alles sehr, wer mich kennt weiss um mein Interesse an der Geschichte des 20. Jahrhunderts, dazu kommt noch meine unerklärliche Faszination für alle nuklearen Themen, ja ich weiss, ich bin seltsam, jedenfalls ist Hiroshima für mich ein ganz besonderes Ziel. Dazu kommt noch, dass mir die Stadt auch ohne den historischen Hintergrund einfach gut gefällt. Ich halte mich mehrere Stunden in und um den Park auf, gegen 16h gehe ich zurück ins Hotel.

Obwohl bisher die teuerste Unterkunft, entpuppt sich das Reio Inn Hotel als ziemliche Absteige, die Lobby ist noch einigermaßen hübsch, alles oberhalb des Erdgeschosses hat den Charme eines Sowjet-Krankenhauses aus den 50ern. Mein ‚Deluxe Familienzimmer‘ besitzt zwei Betten und ein ranziges Sofa, der ‚Stadtblick‘ beschränkt sich auf den Blick auf die Wand des gegenüberliegenden Gebäudes, welches ca. 40cm von meinem Fenster entfernt ist. Ich nehme es mit Humor, besorge mir ein paar Bier und richte mich ein. Da das Radfahren gestern so gut funktioniert hat, reserviere ich mir am Empfang für den morgigen Tag wieder ein Fahrrad.

Später gehe ich nochmal los und schaue mir die Stadt im Dunkeln an. Einige Straßen sind als Fußgängerzonen gestaltet und komplett überdacht, alles ist hell und voller Leute, ein Gemisch aus Einheimischen und Touristen aller Art,  Ich würde mich gerne in eine kleine Bar setzen wo ich rauchen darf, ein paar Bier trinken und eine Kleinigkeit essen. Nachdem ich ewig im Kreis rumgelaufen bin und meine Nase in 20 Läden gesteckt habe, mir aber nichts passt, will ich schon aufgeben und bin auf dem Rückweg. Ich lande dann doch noch in einem kleinen Restaurant, bei dem man an einem Automaten am Eingang sein Essen und Trinken auswählt und gleich bezahlt. Der Automat spuckt dann eine Quittung aus, die die Kellnerin gleich mitnimmt. Keine 5 Minuten nachdem ich sitze kommt auch schon mein Essen. Ich habe eine gegrillte Makrele bestellt, dazu kommt eine Miso-Suppe, Reis und ein Stück sehr weicher Tofu. Der Tofu, wenn es denn Tofu war, ist etwas merkwürdig, aber der Rest schmeckt sehr gut. Hinterher bin ich einmal mehr platt von dem Tag und liege um 21h im Bett.

Kyoto 3

Ich habe genug vom Rumlaufen, zumal es wieder extrem heiss und schwül ist, also beschließe ich, es trotzdem mit dem Fahrrad zu versuchen. Kyoto ist ideal für Radfahrer, da die Stadt nahezu komplett flach ist und man sich dank des quadratischen Straßenlayouts kaum verirren kann. Ich fahre also zurück zu meinem Apartment und schwinge mich auf ein winziges Klapprad mit nur halb funktionierender Bremse. Ich komme aber trotz meiner invaliden Schulter und Linksverkehr gut zurecht und es macht eine Menge Spaß, durch die winzigen Gassen zu fahren.

Ich radele ca. 6km in den Südosten zu einem touristischen Highlight, dem shintoistischen Schrein Fushimi Inari-Taisha. Es handelt sich um eine größere Anlage, bei der die eigentlichen Schreine durch Gehwege mit unzähligen roten Holzpforten, sogenannten Torii, verbunden sind. Sieht toll aus, leider ist die Anlage komplett überfüllt, so dass ich relativ schnell die Lust verliere und wieder verschwinde.

Ich radele also ohne ein bestimmtes Ziel planlos durch die Gegend, was richtig Spaß macht, irgendwann lande ich beim Nishiki Markt, einer ewig langen Galerie mit allem was man sich an Essen vorstellen kann oder eben auch nicht. Das ist ganz nach meinem Geschmack, ich stelle das Fahrrad ab und laufe ewig durch sämtliche Gänge. Es gibt natürlich Seafood in allen Variationen, aber auch Tee, merkwürdige Gewürze, Messer, Schwerter, Blumen, Kimonos und was weiß ich noch alles. Ich esse ein gedämpftes Teig-Ding mit Fleischfüllung, ich nehme an und hoffe es war Rindfleisch und ein Spieß mit kandierter Süßkartoffel, dann bin ich leider schon satt.

Dazu bin ich komplett durchgeschwitzt und habe Lust auf ein Bier, also fahre ich gemütlich zurück zu meiner Bleibe und besorge mir unterwegs ein paar Sapporo, was sich bisher mit Abstand als das beste Bier herausgestellt hat. Ich bin so platt, dass ich gegen 19h beschließe, dass der Tag beendet ist. Morgen gehts nach Hiroshima, eine relativ kurze Fahrt von etwas mehr als zwei Stunden. Einen ersten Verlust gibt es, meine Pasmo-Karte, die ich mir in Tokio für den U- und S-Bahn-Verkehr besorgt hatte und die noch mit ca. 2.000 Yen geladen war, ist verschwunden. Naja, immerhin besser als die Kamera, die ich in Costa Rica verloren habe.

Kyoto 2

Ich habe die Überdosis an rohem Fisch gut überstanden und bin früh auf den Beinen. Ich fahre eine Station Bahn zum Hauptbahnhof und bewundere erstmal das Bahnhofsgebäude, mir ist gestern nicht aufgefallen, was für ein Monster das ist, weil ich durch einen Seiteneingang raus bin. Direkt daneben steht der Kyoto Tower, da das Wetter klar ist fahre ich hoch, man kann wie angekündigt schauen bis Osaka.

Nächstes Ziel ist der Higashi Hongan-ji – Tempel, der die Homebase irgendeiner Buddhistischen Sekte darstellt. Nun habe ich vor Buddhisten genausowenig Respekt wie vor Christen, Moslems, Scientologen, oder irgendwelchen anderen Gläubigen, aber die Tempel sind hübsch anzuschauen. Man darf die Gebäude wie üblich nicht mit Schuhen betreten, hier aber gibt es nicht einfach Schränke wo man die Schuhe abstellt, sondern eine praktische und herrlich japanische Lösung: neben Einwegtüten, damit man seine Schuhe mitnehmen kann, gibt es fest montierte Fahradschlösser, an denen man seine Schuhe festketten kann. Beeindruckend finde ich eine riesige Seilrolle, geflochten aus menschlichem Haar. Zur Zeit der Erbauung Anfang des 17. Jahrhunderts waren Seile von schlechter Qualität, so dass man die Gläubigen dazu aufforderte, ihr Haar zu spenden und daraus dann dicke Seile herstellte.

Fast gegenüber des Tempels befindet sich der Shōsei-en – Garten, der zu dem Tempel gehört, da der damalige Abt das Gelände vom Shogun geschenkt bekam und beschloss, einen Garten anlegen zu lassen. Der Garten sieht so aus, wie man sich einen japanischen Garten vorstellt, sehr hübsch und aufgeräumt, wahrscheinlich nach Feng Shui oder sonstigen Lehren angelegt. Mir gefällt es sehr gut, ich muss aber nach einer halben Stunde flüchten, weil es dort Scharen von winzigen Moskitos gibt, die mir innerhalb kürzester Zeit Arme und Beine zerstechen. Mittagspause.

 

Kyoto 1

Endlich! Zum ersten Mal schaffe ich es, die ganze Nacht zu schlafen und zwar wie ein Stein. Ich bin heute früh also fit und sitze wie immer viel zu früh am Bahnhof und warte auf meinen Zug. Ich muss dreimal umsteigen, der erste Zug ist sowas wie eine S-Bahn älteren Datums, mit Holzboden, der natürlich wie alles hier so sauber ist, dass man darauf essen könnte. Während der Fahrt sehe ich ein wenig vom ländlichen Japan, nachdem ich gestern die ganze Busfahrt verschlafen hatte. Die Landschaft gefällt mir, bewaldete Hügel/Berge, Reisfelder, Bambuswälder, ich sehe Bauern bei der Ernte, vorwiegend Einfamilienhäuser, viele davon mit typisch japanisch aufgeräumten Gärten.

Die Umsteigeaktionen laufen problemlos, unnötig zu erwähnen, dass sämtliche Züge auf die Minute pünktlich sind. Die deutsche Bahn sollte mal bei ihren japanischen Kollegen in die Lehre gehen. Der Shinkansen von Yokohama nach Kyoto ist eines der älteren Modelle, die beiden neuesten mit Geschwindigkeiten bis knapp 600km/h sind im Railpass nicht enthalten, trotzdem ist das Ding schneller und bequemer als jeder ICE. Es gibt ein öffentliches Telefon und einen Raucherraum. Die Fahrt dauert knapp 2,5 Stunden, dann steige ich in Kyoto aus und mache mich auf die Suche nach meiner Unterkunft. Ich habe für zwei Nächte ein komplettes Apartment gebucht, das war günstiger als ein Hotel.

Ich verschätze mich bei der Entfernung und laufe eine gute Stunde bei gefühlten 35° im Schatten durch die Stadt, bis ich bei dem Apartment bin. Das entpuppt sich als ein winziges Häuschen bestehend aus einer kleinen Küche und zwei Räumen plus ein ebenso winziges Bad und ist schön kitschig und altmodisch eingerichtet. Ich ärgere mich, denn zum Apartment gehört auch ein Fahrrad, welches ich wegen meiner Schulter nicht nutzen kann. Ich trage die blöde Schlinge schon seit ein paar Tagen nicht mehr, aber Radfahren wäre keine gute Idee.

Mein erster Gang führt mich in einen recht großen Supermarkt und ich verfalle sofort in Schnappatmung: die haben unzählige Theken mit Sushi-Bento-Boxen, Sashimi, gebratenem Zeug und jede Menge anderes mir völlig unbekannts Zeug. Ich kaufe ein wie besessen und esse zurück in meiner Bleibe soviel Sushi und Sashimi, dass mir schlecht ist und ich mich hinlegen muss. Aufgrund dieses Fisch-induzierten Fresskomas schaffe ich lediglich noch einen kurzen Spaziergang um meine Unterkunft. Es scheint als sei ich in einer Art Gewerbegebiet gelandet, ich finde jede Menge kleiner Firmen, Geschäfte und Unternehmen in einem ziemlich quadratischen Gewirr aus kleinen Gassen. Mal sehen wie das morgen bei Tageslicht aussieht.

Mt. Fuji

Ich habe nun doch nicht verlängert, denn dann hätte ich sämtliche bereits gebuchte Übernachtungen ebenfalls verschieben müssen und das war mir zuviel. Das bedeutet, um 6h aufstehen (ich erwähne hier zum letzten Mal, dass ich in der Nacht wieder nur knapp 4 Stunden geschlafen habe), auschecken, eine Station Bahn fahren und dann in den Bus umsteigen. Das klappt alles problemlos und ich verschlafe den größten Teil der gut zweistündigen Busfahrt. Ich mache mich mit Hilfe meiner Offline-Karten-App (tolle Sache, die mir in den letzten Tagen schon mehrmals den Hintern gerettet hat) auf die Suche nach meinem Hostel und stelle fest, dass die Stadt Fujiyoshida irgendwie schmuddelig ist. Das finde ich nach dem supersauberen Tokio etwas merkwürdig, es sieht hier aus, als sei seit 30 Jahren nichts mehr erneuert worden.

Das Hostel ist winzig, aber in Ordnung, das Personal spricht sehr gutes Englisch, das hatte ich in Tokio nicht. Das Wetter ist wie angekündigt großartig, deswegen checke ich schnell ein und starte sofort in Richtung Lake Kawagushiko, einer der fünf Seen beim Fuji. Als ich von der Bahnstation zum See komme, befindet sich der Fuji in meinem Rücken, ich muss also erstmal  um den östlichen Zipfel des Sees marschieren, bis ich einen Blick auf den Berg habe. Das ist ein angenehmer Spaziergang, bei dem ich aber trotzdem ins Schwitzen komme, es herrschen nämlich abartige Temperaturen.

Es lohnt sich aber, der Blick über den See zum Berg ist schon beeindruckend. Leider ist es zu warm für Schnee auf dem Gipfel, weswegen ich den Fuji nur ohne seine typische Mütze sehe. Danach fahre ich noch mit einer Seilbahn auf einen gegenüberliegenden Berg, von wo aus man einen tollen Blick auf Fuji und See hat, dann habe ich genug und Fahre zurück ins Hostel. Dort schlafe ich wieder mal ein (auch das werde ich nicht mehr erwähnen) und wache gegen 18h etwas zerknirscht auf.

Am Abend will ich in irgendein Restaurant oder in eine Bar gehen, laufe aber nur ewig durch den Ort und finde nichts, entweder sind mir die Läden zu schmuddelig (wie der gesamte Ort), oder sie sind geschlossen. Ernsthaft, welche Bar hat denn bitte Donnerstag, Freitag und Samstag Ruhetag? Ich besorge mir also im Supermarkt was zu essen und bleibe im Hostel. Ich muss auch noch meine Weiterreise nach Kyoto organisieren, morgen werde ich zum ersten Mal meinen Railpass nutzen und mit einem der legendären Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszüge fahren.

Tokio 3

Manche Leute wundern sich, wo meine Begeisterung für Museen herkommt, dabei ist das ganz einfach: ich verreise ja deswegen so gerne, weil es mich interessiert, wie Menschen in anderen Ländern leben, was sie essen, trinken, woran sie glauben, wie sie ihren Alltag meistern, etc. Wissenschaftlich betrachtet könnte man also sagen, ich sammele auf Reisen Informationen und genau das sind Museen, gesammelte Informationen zu einem bestimmten Thema.

Lange Vorrede, heute schaue ich mir das Biermuseum und das Ramen-Museum an. Wie sich herausstellt ist das Biermuseum ein Reinfall. Das ganze ist eine Werbeveranstaltung der Yebisu-Brauerei und dazu gibts die Führung nur in Japanisch. Die Dame am Empfang ist aber ehrlich genug, mir zu sagen, dass es sich deswegen für mich nicht lohnt. An dem Gebäude allerdings hängt eine riesige Schwarzwalduhr mit dem Thema Oktoberfest, alleine dafür hat sich die Anfahrt schon gelohnt. Außerdem finde ich lecker Frühstück in einer japanisch-französischen Bäckerei im Bahnhof.

Weiter gehts dann nach Yokohama zum Ramen-Museum, welches zwar lustig ist, man sich aber auch sparen kann. Im Erdgeschoss gibt es Infos zur Geschichte der Ramen-Nudeln, der Verbreitung von Ramen-Restaurants weltweit und jede Menge Merchandise zu kaufen. Das komplette Untergeschoss ist in eine Strassenszene verwandelt, die aussieht, wie man sich Tokio oder von mir aus Shanghai in den 50ern vorstellt. In der Mitte sind Tische und Bänke, rundum gibt es kleine Restaurants, in denen es 1000 verschiedene Ramen-Varianten gibt. Schön kitschig und ich hätte gerne auch was gegessen, allerdings muss man an Automaten bestellen und es gibt keinerlei englische Infos und auch keine Fotos der Gerichte. Bevor ich mir also auf gut Glück was bestelle und dann irgendwelches Glibberzeugs drin habe, verzichte ich lieber.

Ich verbuche den Tag als Teilausfall und fahre zurück ins Hotel. Macht nichts, ich bin sowieso total müde, da ich die ganze Nacht wachgelegen und gerade mal drei Stunden geschlafen habe. Ich scheine noch nicht in der hiesigen Zeitzone angekommen zu sein. Ich werde heute ruhig machen und morgen so früh wie möglich auschecken und zum Fuji fahren. Aktuell regnet es wieder, aber für morgen sind wieder 30° und Sonne angesagt.

Ich schlafe zwei Stunden und mache mich später am Abend nochmal auf den Weg und besorge mir im Japan Rail Office meinen Railpass. Gekauft hatte ich den schon von zuhause per Internet bei einer Agentur in Köln, aber man bekommt dann nur einen Voucher, den man in Japan gegen den eigentlichen Pass eintauschen muss. Ich beschliesse, den Starttag des Passes auf übermorgen zu legen. Zum Fuji komme ich morgen relativ günstig mit dem Bus, so dass ich den Pass dann erstmals für die Fahrt nach Kyoto nutzen werde.

Danach setze ich mich in eine winzige Bar um die Ecke vom Hotel namens Airborne. Es gibt lediglich 7 Plätze an dem Tresen, es läuft angenehme Barmusik und man darf rauchen. Ich kippe ein paar Bier vom Fass und esse ‚Japanese Fried Chicken‚, was sich als selbstgemachte Chicken Nuggets entpuppt und nichts besonderes, aber essbar ist. Die Köchin macht mir Komplimente zu meinen Tattoos und meiner Frisur und erklärt mir mit Hilfe einer Übersetzungs-App, ich sehe aus wie ein Mitglied einer japanischen Rockband, deren Namen ich leider vergessen habe. Nice.

Tokio 2 – Akihabara und Tokyo Tower

Ich schaffe es aber trotzdem, mich nochmal aufzuraffen und fahre nach Akihabara, ins sogenannte Elektronikviertel. Um es kurz zu machen: ja, das ist lustig, bunt und laut und sollte man gesehen haben, aber nach einer Stunde wird es mir langweilig und ich ziehe weiter. Sämtliche toll verkleideten Cosplay-Mädchen (und -Jungs) möchten nicht fotografiert werden (oder wollen Geld dafür haben), auf Pachinko-Hallen habe ich keine Lust, zudem man da drin auch wieder nicht fotografieren darf, also gebe ich irgendwann auf und mache das, was ich in solchen Situationen immer mache: ich laufe einfach planlos in eine beliebige Richtung und schaue was passiert.

Es passiert nichts aufregendes, aber was ziemlich lustiges: auf einer ziemlich vollen Straße kommt mir ein Typ entgegen, Europäer, der das gleiche Massgrav-Shirt trägt wie ich. Wir schauen uns an und geben uns im Vorbeigehen, ohne eine Mine zu verziehen, Hi-5  und gehen weiter, ohne uns nochmal rumzudrehen. Irgendwann setze ich mich in die Bahn Richtung Hotel. Unterwegs mache ich Halt beim Tokyo Tower, fahre aber nicht hoch, weil die nur noch eine halbe Stunde geöffnet haben und es außerdem ziemlich teuer ist.

Auf dem Rückweg esse ich bei Mosburger zu Abend und bis ich im Bett liege ist es 23h und mir reichts. Ich denke aber, ich werde versuchen um einen Tag zu verlängern, sonst habe ich am Ende einen Tag übrig. Der Railpass ist ja nur für 14 Tage gültig und am Ende der reise habe ich nur noch zwei Nächte in Tokio gebucht. Hier gefällt es mir und zu sehen gibt es noch mehr als genug.

 

Tokio 2 – Ueno-Park und Nationalmuseum

Vom Fischmarkt fahre ich dann ein Stück in den Nordosten zum Ueno-Park, wo sich neben einem Zoo und diversen Schreinen jede Menge Museen befinden. Mein Ziel ist das Nationalmuseum mit mehreren Sammlungen zu japanischer und asiatischer Geschichte, sowie Kunst, Kunsthandwerk, archäologische Funde und was weiss ich noch alles. Ich finds gut, auch wenn an vielen Stücken die Erklärungen nur in Japanisch vorliegen. Allerdings habe ich das gleiche Problem wie in China und Korea, ich habe keine Ahnung von der Geschichte des Landes vor dem 20. Jahrhundert, deswegen blicke ich bei dem Wust an Namen, Dynastien, etc. null durch.

Als ich mit dem Museum durch bin, ist es 13h und ich brauch dringend eine Pause, also fahre ich zurück ins Hotel und mache bis zum Abend Siesta (=ich schlafe gnadenlos ein und werde nur zufällig wach).

Tokio 2 – Fischmarkt

Das mit dem früh aufstehen klappt nicht. Ich schlafe ewig nicht ein und wache dann ständig auf, so dass ich um 5h, als mein Wecker klingelt, das Gefühl habe, überhaut nicht geschlafen zu haben. Eine gute Stunde brauche ich zum Aufstehen, als ich dann gegen 7h endlich beim Fischmarkt bin, hab ich das meiste natürlich verpasst. Die Hallen der Großhändler sind zum größten Teil bereits leer und die Leute dort hauptsächlich mit Aufräumen beschäftigt.

Gelohnt hat sich die Aktion aber trotzdem, denn neben den Räumlichkeiten für die Großhändler befindet sich noch ein ebenfalls riesiger Markt für die Endkunden/Touristen. Das ist ein typisch asiatischer Markt mit vielen kleinen Gängen, wo es alles gibt, was man irgendwie aus dem Meer zerren kann. Großartig! Ich laufe zig mal durch alle Gänge und schließe die Aktion mit einem Thunfisch- und Lachs-Sashimi zum Frühstück ab. Der Fisch ist so zart, dass er auf der Zunge schmilzt. Wäre der Weg nicht so weit, würde ich da morgen wieder zum Frühstück hinfahren.

 

Tokio 1

Ich schlafe mit einigen Unterbrechungen bis 7:00, bin aber trotzdem ziemlich verpeilt vom Jetlag. Macht nichts, für heute hatte ich sowieso nichts geplant, ausserdem regnet es und dazu ist heute Montag, d.h. sämtliche Museen und die meisten sonstigen Sehenswürdigkeiten haben geschlossen.

Ich mache mich gegen 9h auf den Weg und fahre zum Tokyo Metropolitan Government Building, das ist sowas wie das Rathaus von Tokio und hat den Vorteil, dass es im 48. Stock eine (eigentlich sind es zwei, da sich das Gebäude oberhalb des 33. Stockwerkes in zwei Teile gabelt) Aussichtsplattform gibt, deren Besuch kostenlos ist. Bei schönem Wetter kann man den Fuji sehen, heute nicht. Es regnet und ist (deswegen?) extrem dunstig, ein wenig kann man aber schon sehen und oben gibt es lustige Godzillas zu kaufen.

Mittlerweile nervt mich die Schaumstoffschlinge für meinen Arm dermaßen, weil ich darunter schwitze wie ein Schwein, dass ich beschließe das Ding loszuwerden und ich fahre zurück ins Hotel. Wo ich erstmal einschlafe und nach 3 Stunden noch verpeilter als vorher aufwache. Ganz aufgeben will ich aber noch nicht, deswegen versuche ich es mit Cache-suchen, was aber auch nicht funktioniert weil entweder das GPS des iPad extrem ungenau ist, oder ich zu dämlich bin, dazu regnet es.

Also sitze ich wieder im Hotel und führe meine Bierprobe von gestern fort, vielleicht habe ich später Lust auf eine Runde im Dunkeln, mal sehen. Für morgen sind 30° und Sonnenschein angesagt, also Parks, Schreine und Tempel bis mir zu heiss wird, dann Museum.