Kyoto 1

Endlich! Zum ersten Mal schaffe ich es, die ganze Nacht zu schlafen und zwar wie ein Stein. Ich bin heute früh also fit und sitze wie immer viel zu früh am Bahnhof und warte auf meinen Zug. Ich muss dreimal umsteigen, der erste Zug ist sowas wie eine S-Bahn älteren Datums, mit Holzboden, der natürlich wie alles hier so sauber ist, dass man darauf essen könnte. Während der Fahrt sehe ich ein wenig vom ländlichen Japan, nachdem ich gestern die ganze Busfahrt verschlafen hatte. Die Landschaft gefällt mir, bewaldete Hügel/Berge, Reisfelder, Bambuswälder, ich sehe Bauern bei der Ernte, vorwiegend Einfamilienhäuser, viele davon mit typisch japanisch aufgeräumten Gärten.

Die Umsteigeaktionen laufen problemlos, unnötig zu erwähnen, dass sämtliche Züge auf die Minute pünktlich sind. Die deutsche Bahn sollte mal bei ihren japanischen Kollegen in die Lehre gehen. Der Shinkansen von Yokohama nach Kyoto ist eines der älteren Modelle, die beiden neuesten mit Geschwindigkeiten bis knapp 600km/h sind im Railpass nicht enthalten, trotzdem ist das Ding schneller und bequemer als jeder ICE. Es gibt ein öffentliches Telefon und einen Raucherraum. Die Fahrt dauert knapp 2,5 Stunden, dann steige ich in Kyoto aus und mache mich auf die Suche nach meiner Unterkunft. Ich habe für zwei Nächte ein komplettes Apartment gebucht, das war günstiger als ein Hotel.

Ich verschätze mich bei der Entfernung und laufe eine gute Stunde bei gefühlten 35° im Schatten durch die Stadt, bis ich bei dem Apartment bin. Das entpuppt sich als ein winziges Häuschen bestehend aus einer kleinen Küche und zwei Räumen plus ein ebenso winziges Bad und ist schön kitschig und altmodisch eingerichtet. Ich ärgere mich, denn zum Apartment gehört auch ein Fahrrad, welches ich wegen meiner Schulter nicht nutzen kann. Ich trage die blöde Schlinge schon seit ein paar Tagen nicht mehr, aber Radfahren wäre keine gute Idee.

Mein erster Gang führt mich in einen recht großen Supermarkt und ich verfalle sofort in Schnappatmung: die haben unzählige Theken mit Sushi-Bento-Boxen, Sashimi, gebratenem Zeug und jede Menge anderes mir völlig unbekannts Zeug. Ich kaufe ein wie besessen und esse zurück in meiner Bleibe soviel Sushi und Sashimi, dass mir schlecht ist und ich mich hinlegen muss. Aufgrund dieses Fisch-induzierten Fresskomas schaffe ich lediglich noch einen kurzen Spaziergang um meine Unterkunft. Es scheint als sei ich in einer Art Gewerbegebiet gelandet, ich finde jede Menge kleiner Firmen, Geschäfte und Unternehmen in einem ziemlich quadratischen Gewirr aus kleinen Gassen. Mal sehen wie das morgen bei Tageslicht aussieht.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.