Kerry Way – Fazit

Ich bin wieder zuhause und habe alles gut überstanden. Es war ein toller Urlaub, Irland ist großartig, über Land und Leute kann ich nur Gutes sagen. Also: werde ich nochmal so einen Wanderurlaub machen? Auf jeden Fall!

Aber: Ich muss zugeben, dass ich den Gewichtsfaktor unterschätzt habe. 25 Kilometer durch den Wald zu wandern ist eine Sache, das ganze mit 15kg auf dem Rücken und über mehrere Tage eine andere. Nach spätestens 15km taten mir jedesmal dermassen die Füße weh, dass das Wandern ab dann keinen großen Spass mehr machte. Die Kondition und auch der Rücken waren erstaunlicherweise nie das Problem, vielleicht auch dank der Wanderstöcke, dafür aber die Füße. Hätte ich die 15kg weniger auf den Rippen wäre ich wohl überall problemlos durchgekommen, aber so…

Im Nachhinein hat sich auch herausgestellt, dass ich meine komplette Campingausrüstung hätte zuhause lassen können, da ich nur eine Nacht im Zelt verbracht habe. Entweder waren die Möglichkeiten nicht gegeben, oder die Campingplätze haben mir nicht gefallen, oder es hat mir schlicht zu sehr geregnet.

Die Annahme, ich könnte wesentlich abnehmen um Gewicht zu sparen ist utopisch, daher ist mein Konsequenz die, dass ich Geld ausgeben und meine Ausrüstung auf ultralight trimmen werde. Alleine bei Rucksack, Schlafsack und Isomatte kann ich locker 2,5kg einsparen, ausserdem habe ich einiges an Zeug mitgenommen, was ich nicht gebraucht hätte, z.B. die Gamaschen, die Bluetooth-Tastatur, die Powerbank und einiges an Klamotten. Funktionsunterwäsche aus Kunstfaser stinkt auch dann nicht, wenn man das Zeug mehrere Tage hintereinander trägt und zwei Hosen dabeizuhaben war zwar angenehm, aber eigentlich nicht notwendig.

Sollte ich nochmal einen kombinierten Wander-Städte-Trip machen, werde ich schauen, dass ich alle Sachen, die ich zum Wandern nicht benötige, vorher irgendwo in ein Schliessfach stecke, oder in einem Hostel zur Aufbewahrung deponiere.

Im Herbst werde ich wieder als Backpacker unterwegs sein, aber ich denke, nächstes Frühjahr werde ich wieder wandern. Eine Möglichkeit wäre z.B. ein Stück des Lykischen Wegs zu gehen, oder evtl. irgendwo im Balkan, falls es da was nicht zu anspruchsvolles gibt. Jetzt im Sommer und Herbst werde ich mit Wochenend-Trips fleissig trainieren.

Dublin – Berlin

Ich weiß nicht so recht was ich mit diesem letzten Tag anfangen soll, mein Flug geht um 18h und auschecken muss ich um 10h. Das Wetter ist mies und ich habe eigentlich keine Lust, mein Gepäck hierzulassen um dann später nochmal zurückfahren zu müssen. Nach dem Frühstück hat es aber aufgehört zu regnen und so mache ich mich doch nochmal auf den Weg. Ich fahre zum Fluss und laufe diesmal Richtung Osten auf den Hafen zu. Bis dahin ist es allerdings zu weit und ich drehe an der Samuel Beckett Bridge (in Harfenform) um. An einem Pier liegt der Nachbau der Jeanie Johnston, einem Segelschiff aus dem 19. Jahrhundert, mit dem damals Aussiedler nach Amerika gereist sind und mache eine geführte Tour mit. Die allerdings nicht so interessant ist, die sehr gute Führerin erzählt zwar viel über die große Hungersnot im 19. Jahrhundert, ich erfahre aber nicht viel, was ich nicht schon wusste.

Zum Abschied gehe ich nochmal zur Bison Bar und um diese Uhrzeit bekomme ich natürlich sofort einen Tisch. Ich bestelle ein Brisket Sandwich mit Onion Rings und ich übertreibe nicht wenn ich sage, dass das mit das beste Fleisch ist, das ich je gegessen habe! Die Rinderbrust wird angeblich 13 Stunden im Smoker gegart und ist danach so zart, dass sie auf der Zunge schmilzt. Ich würde mich am liebsten drin wälzen!

Ein würdiger kulinarischer Abschluss meines Dublinbesuchs. Ich hole meinen Rucksack beim B&B ab und fahre gemütlich mit dem Bus zum Flughafen. Ich bin natürlich viel zu früh da und darf noch knapp zwei Stunden warten. Die Zeit nutze ich um noch einen letzten Cider zu trinken, zum horrenden Flughafenpreis von 6,95€. Der Flughafen ist übrigens toll, sieht nagelneu aus, alles ist blitzblank sauber und natürlich ist alles, Hinweisschilder etc. grün. 10 Minuten vor Boarding wird mein Name ausgerufen und ich frage mich, ob ich im falschen Film bin; wie sich herausstellt, ist mir beim Proviant kaufen mein Ausweis aus der Tasche gefallen und ich darf ihn mir abholen. Glück gehabt!

Eine letzte Fußnote: als ich zuhause meinen Rucksack auspacke, finde ich eine Broschüre über die Familie der Fledermäuse. Offensichtlich aus dem Naturkundemuseum, ich habe nur keinerlei Ahnung, wie das Ding in meinem Gepäck gelandet ist.

Dublin 2

Von wegen Sonnenschein, es ist grau, kalt und hässlich draussen. Das stand so nicht im Prospekt. Mir wird langsam klar was für ein riesiges Glück ich mit dem Wetter auf dem Kerry Way hatte, denn bis auf den einen Tag Richtung Sneem hatte ich nur einige kurze Schauer, ansonsten meistens Sonne. Egal, ich frühstücke und mache mich auf den Weg.
Die Wirtin, eine etwas beleibte ältere Dame, ist großartig: Jeder wird mit ‚Sweetheart‘ oder ‚Honey‘ angeredet, als ich gestern abend zurück komme, steht sie im Nachthemd im Flur und tanzt und singt zu Sinead O’Connor.

Heute schaue ich mir zuerst Dublin Castle an, das den Britischen Royals als Residenz diente, wenn die gerade mal zu Besuch waren. Heute beinhaltet es u.a. ein Kongresscenter und wird zu offiziellen Anlässen wie Staatsbesuchen genutzt. Entsprechend pompös ist die Ausstattung, die königlichen Schlafgemächer sind heute leider geschlossen. Auf dem Hof steht R2D2 rum.

Ich komme an der Jameson Distillery vorbei, schaue aber nur kurz rein und gehe dann weiter weil ich eine Stunde auf die nächste Führung warten müsste.
Nächster Stop, da es mittlerweile wieder regnet, ist das Nationalmuseum, Abteilung History and Decorative Arts. Das ist riesig, ich schaue mir einen Bruchteil an, eine Ausstellung über irische Soldaten und wo die überall gekämpft haben und schon sind fast zwei Stunden rum. Für den Rest nehme ich mir weniger Zeit und zurück ins Stadtzentrum nehme ich den Bus.

Museum macht hungrig, also esse ich erstmal Fish & Chips bei Beshoffs. Ich kaufe noch ein paar Mitbringsel und fahre dann wieder zurück und ruhe mich aus. Ich will nämlich vermeiden dass es mir wie die letzten beiden Tage geht und ich um 21h schon bettreif bin. Heute abend will ich mir Dublin auch mal im Dunkeln anschauen.

Meinen Plan, in der Bison Bar geiles BBQ zu essen kann ich vergessen, es ist Freitag Abend und die Chance einen Tisch zu bekommen ist gleich Null. Ich schaffe es noch nicht mal mir einen Drink zu bestellen, die Schlange ist mir zu lang.
Ich versuche es bei der Konkurrenz von PittBro’s und da habe ich mehr Glück. Ich beherrsche mich und bestelle nur eine kleine Portion Pulled Pork mit Mac&Cheese. Eine weise Entscheidung, die Menge reicht vollkommen aus. Verdammt lecker ist es auch und ausser einem kleinen Zwischenfall, bei dem ich mich, den Tisch und die Wand mit der Spezialsauce vollspritze, gibt es nichts zu bemängeln!

Jetzt ist leider mein nagelneues Guinness-Longsleeve mit BBQ-Sauce vollgesaut, da ich aber im Urlaub bin ist es mir herzlich egal wie ich aussehe und ich spaziere kreuz und quer durch den Temple Bar District und schaue mir verschiedene Musiker an, die ausnahmslos sehr gut sind. Irgendwann ist die Speicherkarte meiner Kamera voll und ich fahre zurück, nicht ohne vorher nochmal an die heiligen Gemäuer des Trinity College zu pinkeln.

Dublin 1

Ich bin froh, dass ich meine Gefängniszelle verlassen kann, auf das 8 € teure Frühstück verzichte ich. Ich will mir einen 3Tage-Touristenpass für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen, das erweist sich allerdings als schwierig: die Tante von der Touri-Info schickt mich zur Post, dort schickt man mich zum Supermarkt, dort erzählt man mir, dass es den Pass nicht mehr gibt. Also kaufe ich mir eine aufladbare Karte und der Typ bescheisst mich, denn später im Bus merke ich, dass nur 10 € auf der Karte sind und mir hat er 15 abgezogen. Arschloch. Ich hoffe seine Kinder werden vom Bus überfahren.

Ich ziehe in meine neue luxuriöse Unterkunft um, die ist ziemlich weit ausserhalb, in einem Vorort im Süden, ich habe bei der Auswahl von zuhause einen Fehler gemacht. Jetzt stört mich das aber nicht, ich gehe davon aus dass es dort schön ruhig ist. 20 Minuten Busfahrt dauert es und bevor ich eintreten darf, muss ich mich zuerst vom Hund begrüßen/besabbern lassen, sehr sympathisch. Die Wirtin gewinnt dann sofort mein Herz, indem sie mich fragt, ob ich denn Student sei und mich auf 25 schätzt. FUTTER FÜRS EGO.

Wie angekündigt regnet es und deswegen führt mich mein Weg zuerst ins Nationalmuseum, Abteilung Archäologie. Hier gefällt es mir, das Gebäude selbst ist schon der Hammer mit tollen Mosaiken auf dem Boden. Die Ausstellung zeigt Exponate von prähistorischer Zeit bis zum Mittelalter, Alltagsgegenstände, Schmuck, mehrere Moorleichen, ein Wikingergrab und vieles mehr. Auch hier sieht man wieder, dass es eine vielfältige Kultur gab, bis im 8./9. Jahrhundert die Christen kamen und alles gleichgeschaltet haben.

Als ich rauskomme schüttet es dermassen, dass ich mich kurzerhand in der National Library unterstelle. Anschauen tu ich mir nichts, ich hab mittlerweile Hunger, schließlich hab ich das Frühstück ausfallen lassen. Es hört nicht auf zu regnen, also sprinte ich ins nächste Cafe und futtere erstmal ein riesiges Baguette. Lustig ist, dass es sich um einen super gesunden Öko-Laden handelt, mein Baguette ist belegt mit Hähnchen und Gemüse, alles organic natürlich und was gibt es als Beilage? Nicht etwa einen Salat, sondern Kartoffelchips. Ich liebe es!

Nächstes Ziel ist das Guinness Storehouse, ein Pflichtbesuch sozusagen. Wie zu erwarten ist, ist der Laden gerammelt voll was mir den Besuch etwas vermiest. Wie Bier gebraut wird weiss ich, ich lerne also nichts neues, ist aber sehr gut gemacht, die wissen wie sie ihr Produkt zu vermarkten haben. Am meisten fasziniert mich aber das Gebäude selbst und die Ausstattung, überall stehen alte Gerätschaften rum, Pumpen, Rohre und was weiss ich nicht alles. Tolles Ambiente. Klar dass ausgerechnet hier der Akku meiner Kamera schlappmacht. Grmpf!
Nach dem unvermeidlichen Pint Guinness im obersten Stock mit Rundumsicht auf das verregnete Dublin ist Schluss und ich bin froh, den Menschenmassen zu entkommen.

Das Pint sorgt in Verbindung mit dem wenigen was ich heute gegessen hab dafür, dass ich keine Lust auf das Museum of Modern Art habe, sondern zurück zur Unterkunft fahre und gleich noch einen Cider hinterherkippe. Damit ist der Tag gelaufen.

Kilkenny – Dublin

Dank der diversen Biere gestern verschlafe ich und beschliesse sofort, einen späteren Zug nach Dublin zu nehmen. Die zusätzliche Zeit erlaubt mir auch, das fette Frühstück mitzunehmen, nach dem ich bis heute abend bedient sein dürfte. Nachdem ich das Essen etwas anverdaut habe, spaziere ich ganz gemütlich zum Bahnhof und komme knapp 1,5 Stunden später pünktlich in Dublin an. Bei strömendem Regen.

Ich finde mich gleich zurecht und beziehe eine Tramfahrt und 5 Minuten Fussmarsch später mein Zimmer mit den Ausmaßen einer Gefängniszelle. Macht nichts, ist ja nur für eine Nacht, morgen ziehe ich in die bessere Unterkunft um, die ich schon von zuhause gebucht habe. Die ist zwar etwas ausserhalb, dafür hoffentlich ruhig.

Ich mache mich gleich auf zu einer ersten Runde, die mich zuerst zum Campus des Trinity College führt. Na gut, die Gebäude sind nicht besonders toll, aber immerhin hat hier schon Erwin Schrödinger gelehrt und zu den Studenten zählten z.B. James Joyce und Oscar Wilde. Ein Führer erklärt seiner Gruppe gerade was ein Dandy war: „today you would call him a hipster.“

Danach laufe ich einmal quer durch Stephen’s Green, ein Park mitten in der Stadt und schaue mir das Naturkundemuseum an, der Eintritt ist, wie bei den meisten Museen hier, frei. Jetzt reichts erstmal, ich begebe mich in meine Zelle, mach mir ein Cider auf und lege die Beine hoch.

Zwei Stunden später bin ich wieder halbwegs fit, bleibe aber in der näheren Umgebung des Hostels und spaziere nur ein wenig planlos durch die Gegend, ich habe ja noch drei Tage Zeit. Die Wettervorhersage verheisst Regen satt für morgen, ich werde mich also auf die Museen konzentrieren, für die beiden restlichen Tage sieht es wesentlich besser aus, da kann ich mir dann alles von außen anschauen.

Kilkenny

Ich bin gestern ja sozusagen mit den Hühnern schlafen gegangen und so bin ich um 6:30h wach. Frühstück gibts um die Uhrzeit natürlich noch nicht, also gammele ich noch rum bis um 8. Der Himmel ist blau, ich hoffe das bleibt auch so.
Bingedrinking scheint auch hier üblich zu sein, gestern abend liegt ein Mädel gegenüber auf dem Bürgersteig und kotzt sich die Seele aus dem Leib. Ihr bedauernswerter Freund kümmert sich um sie, es dauert eine gute Stunde bis sie von den wenig begeisterten Eltern abgeholt werden.

Ich halte mich beim Frühstück zurück und gehe bei großartigem Wetter los. Punkt 9:00h bin ich am Schlosspark, gerade werden die Tore geöffnet und ich habe, zumindest kurz, den Park für mich alleine. Eine halbe Stunde später öffnet auch Kilkenny Castle. Das Schloss/die Burg ist seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Familie Butler, war irgendwann ziemlich runtergekommen und wurde seit den 1930ern aufwendig restauriert. Drinnen darf man leider nicht fotografieren, sehr schade, das ist nämlich alles sehr eindrucksvoll. Gut dass ich so früh dran bin, denn kaum bin ich wieder draussen kommen die Japaner. In Scharen.

Ich marschiere kreuz und quer durch die Stadt, schaue mir alle möglichen alten Gemäuer an und klettere auf den Turm der St. Canice Cathedral. Oben habe ich eine tolle 360º – Sicht, zumal keine einzige Wolke zu sehen ist. Gegen 14:00h gehe ich zurück ins B&B wo ich prompt einschlafe und zwei Stunden später ziemlich zerknautscht aufwache.

Der gemütliche Teil des Abends beginnt mit einem Guinness in angeblich Kilkennys ältestem Pub, welches es seit Mitte des 18. Jahrhunderts gibt. Guinness deswegen, weil es erstaunlicherweise hier nicht in allen Pubs Kilkenny gibt. Danach esse ich bei ‚Matt the Millers‘ ein Guinness-Stew und hier bekomme ich dann auch ein Kilkenny dazu. Ausserdem Livemusik die angenehm unaufdringlich ist. Das Essen ist ok, das Stew in Waterville war besser, trotzdem erkläre ich den Laden zu meinem Favoriten, denn zum ersten Mal in Irland muss ich nicht auf die Straße zum rauchen, hier gibt es einen Raucherraum. Der zudem noch klasse dekoriert ist, hier bleibe ich für den Rest des Abends!

Kenmare – Kilkenny

Maud, so heisst meine entzückende Gastgeberin, tischt mir ein feines Frühstück auf, die Teekanne aus Blech hat einen gehäkelten Überzieher. Großartig! Auf dem Weg zur Haltestelle hängt sich ein Hund an meine Fersen und möchte doch glatt mit mir in den Bus einsteigen. Ich habe aber schon einen Hund und deswegen muss er leider hier bleiben. Ich steige also alleine in den Bus nach Killarney und komme gegen 9:30h dort an. Ich verabschiede mich von Daniel, der gleich weiter nach Limerick fährt. An der Busstation läuft uns Christian über den Weg, der gerade aus der anderen Richtung angekommen ist. Kerry ist ein Dorf.

Ich mache kurz Station in einem Cafe und sitze dann im Bus Richtung Kilkenny, wo es kostenloses Wlan gibt. Respekt! So buche ich mir während der Fahrt in Kilkenny ganz gemütlich ein zentrales B&B und versorge mich mit Infos, was ich mir dort alles anschauen will. Ich liebe mobiles Internet!

Nach zweimaligem Umsteigen lande ich pünktlich und merke sofort dass es mir hier gefällt. Kilkenny ist ein kleines Städtchen mit einem toll erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern. Es gibt jede menge enger Gässchen, Burgen, Kirchen etc. Ich beschliesse, zwei Nächte zu bleiben, so kann ich heute abend gemütlich ausruhen und habe morgen den kompletten Tag um mir alles anzuschauen. Danach werde ich nach Dublin fahren, für die zusätzliche Nacht buche ich gleich noch ein Hostel, dann muss ich mich ab jetzt um nichts mehr kümmern.

Zuerst mach ich große Wäsche und zu mehr als einem kurzen Spaziergang reicht es dann auch nicht mehr, die letzte Woche steckt mir in den Knochen. Zur Abwechslung schaue ich Fernsehen und drinke dazu ein paar Cider. Zuerst Big Bang Theory und danach irische Sitcoms auf Gälisch.

Sneem – Kenmare

Trotz der viel zu weichen Matratze schlafe ich wie ein Stein fast 10 Stunden am Stück. Das Frühstück ist lausig, wenn man bedenkt dass das die bisher teuerste Unterkunft ist. Egal, gegen 9:00h mache ich mich auf den Weg zur letzten Etappe, ich werde von Kenmare aus direkt mit dem Bus nach Kilkenny fahren. Und zum Abschluss wird es nochmal richtig schön, das Wetter ist perfekt und die Strecke ist abwechslungsreich. Durch den gestrigen Regen sind allerdings große Teile ziemlich matschig. Ich sinke ständig bis zum Knöchel in den Schlamm ein und muss dann aufpassen dass beim Rausziehen nicht der Stiefel steckenbleibt. Das ist anfangs spassig und macht lustige Geräusche, nervt aber beim 100ten mal und drückt das Tempo.

Trotzdem macht es mir heute richtig Spaß, auch wenn ein Teil der Strecke wegen Waldarbeiten nicht begehbar ist und der Wanderer umgeleitet wird. Mein Wanderführer beschreibt ausgerechnet dieses Stück als das schönste der Etappe. D’oh! Nach gut 20 Kilometern habe ich genug, zumal der Kerry Way ab hier erstmal ziemlich lange an der N70 entlang führt und später noch ein heftiger Anstieg folgt. Also stelle ich mich wieder mal an die Straße und halte den Daumen raus. Heute ist es ein altes Ehepaar was mich mitnimmt, die beiden sind nicht sonderlich gesprächig, was mich auch nicht stört.

Ich lande also in Kenmare, mit ca. 4.000 Einwohnern eine der größeren Ortschaften und, wenn man den Einheimischen glaubt, im Gegensatz zu Killarney die wahre ‚Hauptstadt‘ von Kerry. Zumindest rennen nicht ganz so viele Touristen rum, trotzdem ist das Städtchen recht voll. Sehenswürdigkeiten gibt es keine, der Ort selbst ist niedlich. Am Abend esse ich einen großartigen Burger und falle danach direkt ins  Bett. Nach Kilkenny zu kommen ist garnicht so einfach, zumindest von hier aus. Ich werde also morgen früh erstmal nach Killarney fahren und dann sehe ich weiter.

Untergekommen bin ich im Rose Cottage bei einer lustigen alten Dame, das Zimmer ist voller Nippes und Tand, das Wlan-Passwort ist ‚littleflower‘. Allerliebst.

Caherdaniel – Sneem

Als ich aufstehe scheint die Sonne. Auch als ich gegen 9:00h aufbreche scheint die Sonne. Als ich ca. eine halbe Stunde unterwegs bin fängt es an zu regnen und hört nicht mehr auf. Das letzte was ich mir ohne Regenschleier anschaue ist ein alter Friedhof, danach sehe ich nicht mehr viel. Dementsprechend wenig kann ich über die Etappe berichten, ich kneife die Augen zu und marschiere weiter, immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, mich mal 5 Minuten unterzustellen und kurz Pause zu machen. Keine Chance. So laufe ich stoisch weiter und lande nach 4,5 Stunden ununterbrochenem durch den Regen marschieren in Sneem. Dort steuere ich das allererste Bed and Breakfast an und nehme ein Zimmer, mit 45,-€ ziemlich teuer, ist mir aber in dem Moment egal.

Eine Stunde später bin ich sauber, trocken und habe ein Cider am Hals, so sieht die Welt schon wieder besser aus. Unnötig zu erwähnen, dass kurz nachdem ich eingecheckt habe die Sonne rauskommt. Allerdings nur für eine kurze Zeit, dann regenet es wieder. Daniel ist auch da, 5 Minuten vor mir angekommen, wie mir der Wirt mitteilt: „there is another soaking wet german lad, he arrived a couple of minutes ago“.

Die Wettervorhersage für morgen sieht gut aus, aber erstmal abwarten. Ich überlege mir, ob ich die letzte Etappe, von Kenmare nach Killarney, auslassen soll, da sie zu einem großen Teil der ersten Etappe entspricht. Da ich ausserdem die beiden eingeplanten Puffertage nicht genutzt habe, würde ich so drei zusätzliche Tage gewinnen und könnte mir noch irgendeine andere Stadt anschauen.

Nach dem Abendessen (Fish and Chips) hat es endlich aufgehört zu regnen und ich erkunde den Ort. Irgendwie scheinen die hier keine einheimischen Promis zu haben, vor dem Restaurant steht ein Gedenkstein für Charles de Gaulle. Wieso auch immer. Viel mehr gibts nicht, noch eine Statue für irgendeinen Wrestler und die üblichen diversen Pubs. Einigermaßen eindrucksvoll ist aber der River Sneem, der mitten durch den Ort fließt und der dank der heutigen Regenfälle ziemlich angeschwollen ist.

Großartig ist auch der Inhaber des örtlichen Ladens, ein würdiger älterer Herr namens D.J. O’Sullivan, der sich meine Artikel in etwa 2 Sekunden anschaut und dann ohne eine Mine zu verziehen sagt „6 Euros please“. Ich hab nachgerechnet, stimmt bis auf den Cent.

Waterville – Caherdaniel

Heute morgen bin ich schlauer, ich esse den Berg aus Eiern und Bacon nur halb auf und bin so in der Lage aus Waterville rauszulaufen statt zu rollen. Trotz der miesen Wettervorhersage scheint die Sonne und der Weg ist angenehm, der Tag Pause hat mir gut getan.

Es geht immer in der Nähe der Küste Richtung Osten, an diversen Farmen und einem Golfplatz vorbei, dabei stetig nach oben. Nach einer guten Stunde überquere ich mal wieder die N70 und nach einem kurzen und schmerzhaften Aufstieg habe ich den höchsten Punkt der Etappe erreicht. Von hier oben habe ich einen großartigen Blick, halte mich aber nicht lange auf, weil mich der Wind wieder fast umschmeisst.

Danach geht es langsam bergab, über Felder und durch diverse eingezäunte Wiesen, wo ich unter anderem Bekanntschaft mit einer aufdringlichen Schafherde mache, die mich offensichtlich zu ihrem Anführer wählt. Die komplette Herde folgt mir auf Schritt und Tritt. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich schonmal mit einer Herde Kühe in Island. Ich erkläre ihnen, dass ihre Zeit noch nicht gekommen ist, sie aber bald mit mir die Weltherrschaft übernehmen werden.

Irgendwann als ich kurz umkehre, weil ich nicht sicher bin ob ich noch richtig bin, kommt mir Daniel entgegen, der wohl kurz nach mir losgelaufen ist. Wir gehen die letzten Kilometer gemeinsam und kommen dann in Caherdaniel an, einem winzigen Ort, der aus vielleicht 20 Häusern besteht. Ich überlege, ob ich noch zwei Kilometer weiter zum Campingplatz gehen soll, entscheide mich aber dagegen, da sich der Himmel zumacht und es merklich kälter geworden ist. Ich checke im hiesigen Hostel ein, was eine gute Idee ist: zum einen ist das Hostel entzückend und was noch wichtiger ist, kaum habe ich eingecheckt, fängt es an zu regnen und hört bis ich ins Bett gehe nicht mehr auf. Das erste was die Wirtin macht, ist in der Diele, wo unsere Schuhe stehen, ein Räucherstäbchen anzuzünden.

Daniel und ich sind die einzigen Gäste, später kommt noch Christian, der eigentlich die nächste Etappe gleich dranhängen wollte, dann aber vom Regen überrascht wird und umdreht. Die Wirtin macht ein Torffeuer im Kamin an und es wird richtig gemütlich. So hat auch keiner mehr Lust, auf ein Bier ins Pub zu gehen.
Sollte es morgen immer noch so regnen, bleibe ich entweder hier oder fahre mit dem Bus weiter!