Alpaka – Farm

Am Morgen fahre ich los Richtung Süden in den Negev, wo es prompt zu regnen beginnt. Da fahre ich seit einer Woche durch das Land und habe noch nie sowas ähnliches wie eine Wolke gesehen und sobald ich in die Wüste komme regnet es. Genauso schnell hört es dann auch wieder auf. Schräg.

Ich mache halt in Mitzpe Ramon, welches eine Attraktion und eine Kuriosität zu bieten hat. Die Kuriosität kommt zuerst dran, es gibt dort nämlich eine Alpaka – Farm mitten in der Wüste.

Nach einigen Erklärungen über die Geschichte der Farm und über die Tiere bekomme ich einen Becher mit Futter und darf auf die Farm, wo die Tiere teils eingezäunt sind, teils auch frei herumlaufen. Außer den Alpakas gibt es noch Lamas, jede Menge Hunde, Pferde, Esel, extrem aufdringliche Ziegen und ein Kamel. Es dauert noch keine 2 Minuten bis ich vom ersten Biest angerotzt werde, weil ich das Futter nicht schnell genug beischaffe.

Die kleinste der Ziegen verliebt sich offensichtlich in mich, denn auch als ich schon längst kein Futter mehr habe, läuft sie mir hinterher wie ein Hund. Als ich mich auf eine Bank setze, springt sie mir auf den Schoß.

Alpakas machen übrigens sehr lustige Geräusche, irgendwas zwischen Husten und Rülpsen. Siehe das kurze Video unter den Fotos.

 

Be’er Sheva

Das Schönste an Be’er Sheva ist, wenn man wieder aus der Stadt rausfährt, sagt man in Israel. Sehenswürdigkeiten hat die Stadt auch nicht wirklich zu bieten. Es gibt eine große Uni, eine FH (College) und in der Nähe eine der größten Militärbasen des Landes.

Ich bin zu Gast bei Avishay, der lange in der IT-Branche gearbeitet hat, unter anderem 2 Jahre in Angola, und der jetzt am hiesigen College E-Technik studiert. Wir verstehen uns auf Anhieb blendend (Nerds unter sich). Avishay erzählt mir haarsträubende Geschichten von diversen Luftangriffen auf die Stadt, in der Tat hat fast jedes Haus hier einen Luftschutzbunker.

Später gehen wir in eine Bar, wo wir eine Freundin von Avishay treffen, deren Namen ich nicht wirklich aussprechen kann, er nennt sie kurz ‚Pip‘. Wir trinken diverse Biere und unterhalten uns über Leben, Reisen, Politik und alles mögliche andere. Ich würde sehr gerne noch ein paar Tage länger bleiben was mir Avishay auch anbietet, aber Hostel für morgen und Flug am Sonntag sind leider gebucht.

Israel – Museum

Bevor ich mich auf den Weg nach Süden mache, schaue ich mir noch das Israel – Museum in Jerusalem an. Das Museum ist riesig und beinhaltet diverse Abteilungen, einen Skulpturengarten, verschiedene Synagogen, Tempelmodelle, etc. Da ich das sowieso nicht alles sehen kann, beschränke ich mich auf den archäologischen Teil. Da wäre zuerst der Schrein des Buches, der unter anderem Teile der Schriftrollen von Qumran, sowie diverse Alltags- und Kultgegenstände der antiken Verfasser enthält. Das ist schonmal großartig, allerdings darf man innen mal wieder nicht fotografieren.

Dann gibt es noch die archäologische Ausstellung mit Funden aus der Vorzeit von vor 250.000 Jahren bis zur Zeit der Kreuzzüge. Ich bin mehr als begeistert. Irgendwann wird es dann aber zuviel an Information und ich beschränke mich aufs Anschauen.

Jerusalem Altstadt III

Ich stehe extrem früh auf und bin bereits um 7:15h an der Klagemauer, trotzdem ist die Schlange zum Tempelberg schon ca. 50 Meter lang. Während es im Zeitlupentempo weitergeht werde ich Zeuge einiger merkwürdiger Vorfälle: zuerst bricht ein paar Meter hinter mir eine Keilerei aus, weil sich jemand vordrängen will. Die Security geleitet ihn nach draußen. Dann wird ein Freak, der wohl König David personifizieren möchte, von zwei Soldaten ziemlich unsanft entfernt. Der nächste Spinner trägt eine Art Mönchskutte und wird beim Sicherheitscheck abgewiesen. In der Aufregung vergisst er seinen Rucksack, den ihm der Security-Typ postwendend an den Kopf wirft.

Ausserdem werden alle Frauen mit Top und jeder mit zu kurzen Hosen sofort und ohne Diskussion zurückgeschickt. Ich drehe vorsichtshalber mein Black Sabbath – Shirt auf links und ziehe meine Socken soweit hoch wie möglich. So getarnt sehe ich aus wie ein Vollidiot und komme ohne Probleme durch den Check.

Oben ist es angenehm ruhig und kühl. Die Hauptattraktion ist natürlich der Felsendom mit seiner vergoldeten Kuppel (wofür König Hussein von Jordanien schlappe 8,2 Millionen US-Dollar hingeblättert hat). Die al-Aqsa – Moschee macht von aussen nicht viel her, rein darf ich als nicht-Muslim natürlich nicht. In den Felsendom übrigens auch nicht, steht der doch ebenfalls unter Arabischer Aufsicht, was die orthodoxen Juden ziemlich nervt.  Immerhin ist der Stein, von dem aus Mohammed in den Himmel gefahren sein soll, auch genau der Ort, an dem Abraham seinen Sohn opfern sollte (der dann aber gnädigerweise durch einen Widder ersetzt werden durfte).

Nach einer Stunde wird es merklich voller, so dass ich verschwinde. Jetzt habe ich immerhin die allerheiligsten Orte der Christen (die Grabeskirche) und der Juden (die Klagemauer), sowie den drittheiligsten der Moslems (den Felsendom) gesehen.

Jerusalem Altstadt II

Es ist unmöglich, sich in der Altstadt nicht zu verlaufen. Nach dem Weg fragen ist nicht, weil jeder für die Auskunft Geld will und einen dann doch irgendwo hinführt, wo man nicht hin will (siehe meinen Bericht von gestern). Seltsamerweise passiert mir das aber nur im Arabischen Viertel, ich glaube, die haben die Strassenschilder ausgetauscht, damit sie die Touristen besser abzocken können.
Überhaupt geht mir das permanente Angequatsche nach kurzer Zeit dermassen auf die Nerven, dass ich irgendwann auf die dämliche Frage ‚Hello Mister, where are you from?‘ nur noch antworte ‚from Hell!‘. Das findet aber keiner lustig.

Trotzdem macht es Spass, planlos im Kreis zu laufen und doch immer wieder eine Ecke zu finden, wo man noch nicht war. Ich finde die Grabeskirche, die angeblich genau an der Stelle steht, wo JC gekreuzigt wurde. Im Inneren sieht man Christen aller Art in religiöser Ekstase alle möglichen Steine küssen, auf denen ER angeblich Blut vergossen hat. Ich mag ja Religionen aller Art nicht, aber da mir das Christentum am nächsten steht, macht es meisten Spass, sich darüber lustig zu machen.

Interessant an der Grabeskirche ist, dass sich die diversen christlichen Kirchen um den Bau streiten, so dass ganz genau geregelt ist, wer für welchen Teil des Innenraums verantwortlich ist. Die größten Stücke des Kuchens teilen sich die Römisch-Katholische und die Griechisch-Orthodoxe Kirche, für die Kopten und diverse andere Sekten bleiben immerhin noch ein paar Schreine übrig. Das geht so weit, dass z.B. die jeweiligen Reinigungskommandos den Boden peinlichst genau nur bis zu einer imaginären Grenze fegen. Das hat sich ihr Gott sicher anders vorgestellt.

Auf den Tempelberg komme ich heute nicht, aus irgendwelchen Gründen ist geschlossen. Warum will man mir nicht sagen, ich soll es morgen mal ganz früh versuchen. Werde ich machen.

Mahane Yehuda Markt

Der Mahane Yehuda Markt ist noch besser als der Karmel-Markt in Tel Aviv. Es riecht an jeder Ecke anders und besser und ich weiss gar nicht, wo ich überall hinschauen soll. Ich futtere mich durch diverse Stände, Oliven in zig Variationen, jüdische Backwaren, Knabbereien aller Art, frisch gepresster Granatapfelsaft, ich bin so voll dass ich für den Rest des Tages nichts mehr esse.

Yad Vashem Holocaust Museum

Heute lasse ich es etwas langsamer angehen und fahre erstmal mit der Tram auf den Mount Herzl, dort ist die Luft um einiges besser als unten in der Stadt, wo schon morgens um 9:00h abartige Temperaturen herrschen.
Herzls Grab schaue ich mir nicht an, dafür aber Yad Vashem, die Holocaust-Gedenkstätte. Ich bin begeistert, anhand unzähliger Bilder, Objekte und Videointerviews mit Zeitzeugen wird die Geschichte der Judenverfolgung vom Mittelalter bis zum Holocaust und die Gründung des Staates Israel nachgezeichnet.

Das ist natürlich zum größten Teil ziemlich harter Stoff, weswegen der Besuch erst ab einem Alter von 12 Jahren erlaubt ist, aber sehr informativ und richtig toll gemacht. Erinnert an das jüdische Museum in Berlin.

Leider darf man im Innenbereich nicht fotografieren, ein paar heimliche Aufnahmen mache ich trotzdem.

Jerusalem Altstadt I

Der Verkehr in Tel Aviv war ja schon nicht ohne, aber Jerusalem ist die Hölle. Ich komme gut rein, die Richtung stimmt, aber für die letzten 3 Kilometer bis zum Hostel brauche ich über eine Stunde.

Ich mache mich trotzdem sofort nachdem ich eingecheckt habe auf den Weg in die Altstadt. Ich gehe durchs Jaffa-Tor rein und verlaufe mich binnen weniger Minuten. Das Labyrinth aus engen Gassen, kreuz und quer, hoch und runter ist noch krasser als ich es mir vorgestellt habe. Überall wird man angequatscht, ich falle auf einen alten Araber herein, der mir ungefragt das Grab König Davids zeigt und mir dafür 20 Schekel abknöpft…

Plötzlich biege ich um die Ecke, gehe durch einen Sicherheitsscanner und stehe auf dem Platz vor der Klagemauer, irre.

Damit lasse ich es auch gut sein für heute. Dummerweise habe ich mir auf dem Hinweg weder die Nummer der Buslinie, die ich genommen habe, noch den Namen der Haltestelle an der ich eingestiegen bin, gemerkt. Also marschiere ich den kompletten Weg zurück, schlappe 2,5 Kilometer. Gute Nacht!

 

Gan HaSchloscha

Der Ort mit diesem lustigen Namen ist ein Naturpark und ist laut Time Magazine nicht nur der schönste Ort in Israel, sondern gehört auch zu den ’20 Orten weltweit, für die sich ein Umweg lohnt‘.
Da haben sie nicht zuviel versprochen. Das ganze entpuppt sich als eine Art riesiges natürliches Freibad. Verschiedene, teils durch warme Quellen aufgeheizte Becken, die durch Wasserläufe und Wasserfälle verbunden sind und überall darf man schwimmen. Nachdem ich heute früh mit einem leichten Kater aufgewacht bin, ist das jetzt genau das richtige.

Das Wasser ist klar, angenehm warm und voller Fische. Das ist so genial hier, dass ich keine Worte finde. Ich probiere alle Becken aus, in einem lebt eine Fischart, die wohl von menschlicher Hornhaut lebt. Sobald ich die Füße länger als 2 Sekunden still halte, stürzt sich sofort ein Schwarm Fische drauf und fängt an zu knabbern. Kitzelt abartig.

Nach 4 Stunden mache ich mich widerwillig auf den Weg. Ich weiss nicht genau, wie lange ich bis nach Jerusalem brauche und man hat mich gebeten, vor 18:00h im Hostel einzuchecken.

Wer nach Israel fährt MUSS nach Gan HaSchloscha und bringt am besten einen ganzen Tag dafür mit. Idealerweise unter der Woche, denn am Wochenende wird es wohl sehr voll.

Der Jordan

Auf dem Weg nach Süden überquere ich den Jordan und ich kann es mir nicht verkneifen, anzuhalten und einmal zu Fuß über den Jordan zu gehen. dabei fällt mir auf, dass der Fluss eher ein armseliges Rinnsal ist.

Das hat einen Grund: Israel deckt seinen enormen Wasserbedarf zum größten Teil aus dem Oberlauf des Jordan. Deswegen ist das was unten am See Genezareth wieder rauskommt eher ein Flüsschen. Das hat wiederum zur Folge, dass das Tote Meer jedes Jahr um einige Meter schrumpft weil mehr Wasser verdunstet als nachfliesst. Deswegen wird das Wasser dort auch jedes Jahr noch salziger als es ohnehin schon ist.

Nebenbei ist man in Jordanien wenig begeistert, dass der Nachbar einem sprichwörtlich das Wasser abgräbt.  Von Syrien ganz zu schweigen.