Bangkok 1

Jetlag ist ein Arschloch. Ich habs geschafft, bis 21h wachzubleiben, trotzdem bin ich gegen 3h wieder wach und fit. Müde trinken ist nicht weil hier Alkohol nur bis Mitternacht verkauft wird. Ich versuch es mit einem Hörbuch und tatsächlich schlafe ich, als es draussen schon langsam hell wird, wieder ein und wache um 9h ziemlich verpeilt auf. Ich habe heute nur eine Sache vor, mir ein Fahrrad zu mieten, das allerdings gestaltet sich tagesfüllend: sämtliche Adressen, die mir maps.me vorschlägt, sind entweder geschlossen, vermieten nur Mopeds, oder existieren einfach nicht. Schliesslich werde ich fündig bei Beds and Bikes, ein Hostel mit Fahradverleih. Die komplette Aktion inklusive Rückfahrt, bei der ich mich mehrmals verirre, da mein blödes Huawei-Tablet kein vernünftiges GPS-Signal bekommt, dauert bis 16h.

Als ich im Hotel bin, drückt man mir einen Aufkleber mit meinem Vornamen in die Hand, ich bin aber zu müde, um mich darüber zu wundern. Aus dem nur mal kurz ausruhen werden zwei Stunden Tiefschlaf und als ich aus meinem Zimmer komme und mir irgendwo was zu essen besorgen will, sehe ich, dass im Hof vorm Hotel eine Party steigt. Man feiert Neujahr und es gibt ein fettes Buffet, Bier und eine Band. So ein Zufall. Das ganze geht dann mehr in die Richtung Bad Taste, denn ausser dem Hotelpersonal bin ich der jüngste Teilnehmer. Das Essen ist allerdings ziemlich gut, die haben sogar einen Stand, wo es frisch gemachte Takoyaki gibt. Ich futtere mich also voll, trinke jede Menge Chang und finde das Treiben, unter anderem Karaoke und eine Tombola, sehr lustig. Nach drei Stunden ist der Spuk vorbei, die Rentner müssen ins Bett und das Personal morgen arbeiten. Ich schließe mich an nachdem sich der Jetlag wieder meldet. Morgen werd ich mal schauen, wie ich nach Sukhothai komme.

Paris – Bangkok

Air France schafft es tatsächlich, mit diesem Flug das Niveau nochmals zu senken: der Flieger, eine Boeing 777, ist schon etwas älter, was ja kein Problem darstellt, aber alles in der Kabine ist irgendwie schäbig und schmuddelig. Das in-Seat-Entertainment – System funktioniert nicht richtig, ständig stürzt das System komplett ab, so dass alle Passagiere ihren Film nochmals starten müssen. Das Essen ist unterirdisch, es gibt keine Wahlmöglichkeit, jeder bekommt die gleiche Pampe hingestellt. Hatte ich schon erwähnt, dass es keinen Gin gibt?

Immerhin gibt es keine plärrenden Kleinkinder und meine Sitznachbarn sind ein nettes französisches Pärchen, mit denen ich mich sogar freiwillig unterhalte. Ich verbringe gut die Hälfte der knapp 11stündigen Flugzeit im Halbschlaf, so dass ich den Flug verhältnismäßig frisch beende. Es gab ja keinen Gin. Die unfreundliche Flugbegleiterin, bei der ich mich mit meiner Frage nach Gin Tonic als Deutscher geoutet habe, verteilt gegen Ende des Fluges die Immigration Sheets und gibt mir als Einzigen keines. Schönen Dank auch, ich renn ihr bestimmt nicht hinterher. Dafür ziehe ich mir, nachdem wir gelandet sind und darauf warten, dass die Türen aufgehen, direkt vor ihrer Nase meine stinkenden Flugsocken aus und wechsele auf Flipflops.

Die Einreise geht dann zum Glück auch ohne vorausgefülltem Sheet schnell. Den Airport Express kenn ich noch vom letzten mal, ich muss einmal umsteigen, ein paar Stationen UBahn fahren und ein paar Minuten zu Fuß zum Hotel marschieren. Das Zimmer hält nicht was das Äussere verspricht, aber für mich reicht es vollkommen aus. Um die Ecke ist ein 7Eleven, ich besorge mir Bier, setze mich vors Hotel und die Welt ist in Ordnung.

Berlin – Paris

Es hätte mich ja gewundert wenn diesmal alles geklappt hätte. Drei Stunden vor Abflug informiert mich AirFrance lapidar mittels einer SMS, dass sich der Flug Paris-Bangkok um knapp 6 Stunden nach hinten schiebt. Das bedeutet eine Zwangspause von fast 8 Stunden in Paris, auf keinen Fall werde ich die ganze Zeit an dem hässlichen Flughafen rumsitzen.

Ich deponiere also meinen Rucksack in einem Schliessfach am Flughafen und fahre für freche 10€ mit der Bahn in die Stadt. Leider ist es dermassen kalt, dass ich schnell die Lust verliere, mich in ein Cafe setze und an einer völlig überteuerten heissen Schokolade rumnuckele, die nichtmal schmeckt. Ich bin einfach kein Paris-Fan. Gegen 19h bin ich wieder am Flughafen, warte und halte mich mit Red Bull wach. Zur Erklärung: ich habe wohlweislich Silvester nicht gefeiert, da ich keine Lust hatte, heute verkatert im Flieger zu sitzen, habe aber die Rechnung ohne meinen Nachbarn gemacht. Der hat nämlich eine Party gefeiert und mich die ganze Nacht mit schlechter Musik wachgehalten, ich bin also schon im Zombie-Modus, bevor ich überhaupt im Flieger sitze. 

Was sich dann noch ewig hinzieht und auch nachdem alle an Bord sind geht es noch nicht los, wir stehen noch ewig rum, bis wir gegen 23:00h starten. Und als sei das noch nicht genug teilt man mir mit, dass kein Gin an Bord sei.

Noch eine Reise

Solangsam entwickelt sich mein Leben in die Richtung, in der ich es gerne hätte: nachdem ich den Gedanken seit fast einem Jahr mit mir rumgetragen habe und zu faul war, mich mal ernsthaft zu kümmern, habe ich es endlich geschafft, meinen langweiligen Job zu kündigen. Natürlich nicht ohne mir vorher was neues zu suchen.

Dieser neue Job stellt mir nicht nur endlich mal wieder Spass an der Arbeit in Aussicht, sondern beschert mir noch einen unerhofften 4wöchigen Urlaub im Januar. Da ich wegen der beiden Reisen 2016 gerade ziemlich pleite bin, kann ich keine aussergewöhnlichen Aktionen starten, aber 4 Wochen Südotasien kann ich auch auf Pump finanzieren, also wird es wieder Thailand mit der Option Kambodscha.

Ich starte an Neujahr und komme am 30. Januar wieder an und habe bis auf den Flug und die ersten paar Nächte in Bangkok noch nichts gebucht oder geplant. Diese Reise werde ich sehr entspannt angehen und mich keinesfalls stressen. Ich würde gerne mal Angkor sehen, aber darüberhinaus habe ich keine konkreten Pläne, ich werde sehen was passiert.

Tokio 7

Letzter Tag. Auch wenn ich nicht besonders scharf drauf bin, wieder arbeiten zu müssen, freue ich mich doch ein wenig auf zuhause, die eigene Wohnung, das eigene Bett. Dass die T-Shirt – Zeit in Berlin lange vorüber ist, verdränge ich. Meine erste Aktion nach dem Aufstehen ist der Checkin, ich kann für beide Flüge relativ gute Sitzplätze ergattern. Das ist nicht selbstverständlich, konnte ich für die Costa Rica – Flüge im Frühjahr, ebenfalls mit Air France / KLM, noch Wochen vorher die Plätze auswählen, ist das mittlerweile kostenpflichtig. Erst 30 Stunden vor Abflug, also beim Online-Checkin, kostet die Platzwahl nichts.

Ich habe heute nichts besonderes mehr vor außer ein paar Mitbringsel zu kaufen, also suche ich mir im Lonely Planet ein paar passende Läden aus und nehme mir vor, diese abzuklappern. Das wird nochmal eine schöne kleine Rundreise, die mich in Gegenden führt, wo ich noch nicht war. Ich starte mit Tokyu Hands bei Sunshine City, das ist eigentlich ein ganz normales Kaufhaus, wie Karstadt etwa, aber da wir in Japan sind, gibt es auch dort jede Menge herrlich unnötiger Dinge. Das gesuchte Spinnenkostüm für Maggie finde ich allerdings nicht.

Ich versuche es in Takeshita-Dori. Abgesehen von dem lustigen Namen enthält diese Straße so ziemlich alles, was man sich als Europäer unter japanischer Jugendkultur vorstellt, es ist laut, grell, bunt, völlig durchgeknallt, aber dabei so schön harmlos, dass es einfach nur niedlich ist. Ich finde kein Hundekostüm, dafür aber lustigen Blödsinn und mache eine Menge Fotos. Nächste Station ist Roppongi. Hier gibt es nichts zu kaufen, die Gegend um den Midtown Tower ist sozusagen das Designer-Viertel von Tokio. Dementsprechend stylisch sieht alles aus, im Untergrund sind Werke von Nachwuchdesignern ausgestellt, die bewertet werden können, irgendwo draußen hat jemand große Kakteen in Luftballons eingepackt. Die Leute hier sehen viel seriöser und versnobter aus als das Takeshita-Volk und es sind für meinen Geschmack eindeutig zu viele Hipster unterwegs.

Bevor ich wieder verschwinde fahre ich aber auf das Observation Deck im 42. Stock des Mori Tower, damit ich wenigstens einmal Tokio von oben sehe. Mount Fuji ist trotz relativ klarem Himmel nicht zu sehen, aber das Panorama ist auch so beeindruckend. Außer dem Rundumblick gibt es eine Ausstellung namens „Fear and Fantasy in the Metropolis“, wo alle möglichen japanischer Filmmonster von Godzilla bis keine Ahnung, teilweise vor Modellen der Stadt, gezeigt werden. Sehr lustig und passend. In der Bar gönne ich mir einen Gin Tonic als Vorspeise. Ursprünglich wollte ich noch zu den Docks fahren und mir die Freiheitsstatuen-Kopie anschauen, aber ich habe keine Lust mehr und gehe lieber Ramen essen. Obwohl ich es ja die letzten Tage gemütlich angehen wollte, tun mir die Füße vom vielen Laufen weh, ich fahr also nach dem Essen zurück ins Hotel und mach Siesta.

Wie üblich ist danach der Tag so gut wie gelaufen. Ich besorge mir noch ein Ticket für den Skyliner-Zug, der mich morgen früh zum Flughafen bringt und gehe in den gleichen Sushi-Laden wie gestern, weil es mir dort so gut geschmeckt hat und natürlich wegen dem kleinen Express-Zug. Ich nehm noch ein paar Abschieds-Biere in einer kleinen Bar um die Ecke und dann ins Hotel. Ein letztes Mal Bilder sortieren und Blog-Post einstellen, Packen und Gute Nacht.

Tokio 6

Ich schlafe in dieser Nacht logischerweise wie ein Stein und bin mal wieder früh wach. Für heute habe ich mir noch eine Sache aufgehoben, den Kaiserpalast und den zugehörigen Park/Garten. Ich fahre also zuerst nach Sugamo, wo mein letztes Hotel ist, deponiere meinen Kram in einem Schliessfach und mache mich mit leichtem Gepäck auf den Weg. Hätte ich mich vorher informiert, hätte ich auch gewusst, dass die Besichtigung des Palastes nur mit Voranmeldung funktioniert. Immerhin darf ich den Palastgarten besuchen, das reicht auch aus, um mich zwei Stunden zu beschäftigen.

Ich bummele dann noch eine Weile in der schicken Gegend um die Tokio-Stationrum, dann fahre ich zurück Richtung Hotel. Ich esse in einem Curry-Restaurant namens „Co Co Curry House“ zu Mittag. Die japanische Curry-Version hat nicht allzuviel mit Indien zu tun, die Sauce ist vielmehr eine Art Bratensauce mit viel Currypulver gewürzt. Hört sich merkwürdig an, schmeckt aber nicht schlecht. Nachdem ich mein Gericht ausgewählt habe, eine Art großes und ich Streifen geschnittenes Chicken-Nugget, muss ich mich noch zwischen 6 Portionsgrößen und ebenso vielen Schärfegraden entscheiden, Stufe 3 treibt mir den Schweiss auf die Stirn.

Langsam wird es Zeit im Hotel einzuchecken, ich habe mir für den Abschluss ein etwas besseres Haus geleistet. Ich hole meinen Rucksack aus dem Schliessfach und liege eine Stunde später frisch geduscht in einem sauberen Bett in einem großen Zimmer, was für eine Wohltat. Der Bier-Automat befindet sich direkt neben meiner Zimmertür, noch besser. Ich nutze die Zeit und sortiere mein Zeug, die dämliche Armschlinge, die nur Platz im Rucksack weggenommen hat, habe ich schon in Sapporo entsorgt, heute folgen eine Menge Papier, der 2,99€ – Daypack von Decathlon, den ich genau zweimal benutzt habe, ein olles T-Shirt und ein Paar löchriger Socken. Schon ist mein Rucksack viel geräumiger.

Ich kann aber heute nicht schon wieder um 21h ins Bett gehen, deswegen mache ich mich nochmal auf den Weg und suche eine Bar. Das ist übrigens gar nicht so einfach, denn ’nur‘ zum Trinken gehen die Japaner nicht aus, ein Abend ist fast immer auch mit gemeinsamem Essen verbunden. Deswegen wird in den allermeisten Läden erwartet, dass man zumindest eine Kleinigkeit isst, worauf ich keine Lust habe, ich bin immer noch satt von dem Curry-Huhn heute Mittag.

Dieser Plan geht aber schnell zur Hölle und eine halbe Stunde später sitze ich in einem Sushi-Restaurant. In eine Bar gehen kann ich auch zuhause, aber so gutes Sushi bekomme ich in Berlin nicht. Der Laden ist großartig: die haben nicht nur ein Förderband, von dem man sich bedienen kann, zusätzlich hat jeder Platz einen Touchscreen, auf dem man Extrawünsche bestellen kann. Diese Bestellungen kommen dann eine Etage über dem Förderband mit einem kleinen Shinkansen an den jeweiligen Platz gefahren. Das ist so cool, dass ich gar nicht aufhören kann zu bestellen. Schließlich wanke ich den Bauch voller Sushi ins Hotel und mache das, was ich eigentlich vermeiden wollte, ich falle gegen 21:30h ins Bett.

Tokio 5

Ich liege noch keine 10 Minuten in meiner Raumschiff-Koje, da beschliesse ich, dass eine Nacht mehr als genug ist. Die Gäste sind rücksichtsvoll, jeder versucht, so leise wie möglich zu sein, aber letzten Endes ist es auch nicht anders, als im Dorm zu schlafen und Menschen machen nun mal Geräusche beim Schlafen. Ich mit Sicherheit auch, wegen meiner Schulter bin ich zum Rückenschlafen gezwungen, dazu bin ich seit meiner Fahrradtour um den Tazawa-See leicht erkältet, eine Kombination mit Schnarchgarantie. Wie auch immer, ich buche sofort für die kommende Nacht ein Hotelzimmer, zwar in einer ziemlichen Absteige, dafür aber ein eigenes Zimmer. Zur Ehrenrettung des Kapselhotels muss ich sagen, dass die Unterkunft schon in Ordnung ist, die Duschen und Toiletten sind extrem sauber, das Personal freundlich und die übrigen Gäste ebenfalls. Wer also nicht so einen leichten Schlaf wie ich hat, ist dort vielleicht auch gut aufgehoben, zumal es konkurrenzlos günstig ist, für mich ist es nichts.

Gegen 6h stehe ich auf, geschlafen habe ich wenig, bis ich fertig bin dauert es eine ganze Weile. Zum Frühstück habe ich heute keine Lust auf japanisch, deswegen kaufe ich mir in einer französischen Bäckerei zu einem horrenden Preis ein kleines Baguette und (noch teurer) ein Stück Käse. Ich bin völlig begeistert von dem Essen hier, aber es gibt genau zwei Dinge, die ich vermisse und das sind gutes Brot und Käse. Das Wetter ist heute Vormittag nicht so toll, deswegen gehe ich nach drinnen, in das das Museum für Naturwissenschaft und Technik. Das liegt im Ueno-Park, um die Ecke vom Nationalmuseum, welches ich vor zwei Wochen besucht hatte. Im Park selbst werden jede Menge Buden aufgebaut, Plakate kündigen irgendein Festival an, das heute beginnt, außer dem Datum kann ich aber auf den Plakaten nichts entziffern, keine Ahnung um was es geht.

Das Museum ist toll, riesengroß, modern, interaktiv und ich hätte sicher noch eine Menge dazugelernt, hätte es mehr als nur rudimentäre Erklärungen in Englisch gegeben. Und ich wäre sicher auch länger geblieben, wäre es nicht, wie zu erwarten war, voller schreiender und nervender Kinder gewesen. Es ist ja schön, wenn man Kindern versucht, Naturwissenschaften näher zu bringen und das Museum ist dazu auch wirklich gut geeignet, mich nervt es trotzdem. Man sollte für Museen, Schwimmbäder, Kinos, etc. grundsätzlich kinderfreie Tage einführen. An einem Tag pro Woche, oder von mir aus pro Monat, darf keiner rein, der nicht mindestens 18 Jahre alt ist.

Das Fest im Ueno-Park entpuppt sich als eine etwas merkwürdige Mischung aus Kunstgewerbemarkt und Bonsai-Ausstellung und ist nicht wirklich interessant. Mein nächster Weg führt mich zum Sky Tree, allerdings nur zur Basis, für gut 30,- € bei bewölktem Himmel hochfahren mag ich nicht. Mittlerweile ist es Zeit zum Umziehen in das richtige Hotel, also packe ich schleunigst meine Sachen im Kapselhotel zusammen und los, unterwegs esse ich noch Sushi in einem Förderband-Restaurant.

Das Hotel liegt in einem ruhigen Wohngebiet, ist winzig, mein Zimmer ebenso, aber alles ist schön und der Besitzer ist sehr nett. Mein Kopfkissen hat einen Disney – Bezug. Ich schaue mich noch ein wenig in der Gegend um, aber allzuviel gibts hier nicht. Ist mir recht, heute Abend will ich meine Ruhe haben.

Tokio 4

leicht angeschiggert gehe ich los Richtung Ueno-Park, hier war ich am Anfang meiner Reise schonmal. Am Weiher hat eine Künstlertruppe unzählige große, weisse Ballons aufgehängt und aus Lautsprechern tönt düstere Musik, zusammen mit der Dämmerung eine tolle Stimmung. Das gefällt mir. Ich laufe einmal komplett um den See, der zur Hälfte dicht mit Lotospflanzen bedeckt ist, dann muss ich flüchten weil mich die Moskitos attackieren.

Ohne bestimmtes Ziel laufe ich planlos in eine Richtung und lande irgendwann im Akihabara-Viertel, wo ich auch schonmal war. Ich schaue mir das Treiben eine Weile an, dann mache ich mich auf den Rückweg. Unterwegs trinke ich noch ein Bier, esse eine Schüssel Ramen und ziehe mich dann irgendwann in meine Kapsel zurück. Ich stelle mir vor, ich befinde mich an Bord eines Raumschiffes Richtung Mars und höre zum Einschlafen dazu passend ein paar Kapitel von „Der Marsianer„.

 

Niigata – Tokio

Um 6:00h klingelt mein Wecker, ein kurzer Blick nach draußen zeigt Regen und meine Pläne bzgl. Fischmarkt sind gestorben. Ich schlafe weiter. Zwei Stunden später scheint die Sonne und ich mache mich, damit ich den kleinen Umweg über Niigata nicht völig umsonst gemacht habe, zu einem Spaziergang Richtung Küste auf. Die knapp vier Kilometer sind jetzt nicht besonders aufregend, machen mich aber wach und ich sehe zum letzten Mal das Japanische Meer. Zurück fahre ich mit dem Bus und dann sitze ich auch zum letzten Mal im Shinkansen. Bis Tokio dauert es nur knapp zwei Stunden, ich geniesse die Fahrt und kann direkt in der Station Uena aussteigen, mein Kapselhotel für die kommenden beiden Nächte liegt um die Ecke.

Ich habe die zurückgelegte Gesamtstrecke nicht ausgerechnet, schätze aber, dass es irgendwas zwischen 3 und 4.000km waren, das ist für 14 Tage mehr als genug. Ich merke auch, dass ich solangsam jenen Punkt erreiche, der bei fast jeder Reise irgendwann eintritt, an dem mein Kopf einfach voll ist. Ich werde also die restlichen Tage in Tokio mehr bummeln als Sightseeing machen, was nicht heisst, dass ich mir garnichts mehr anschaue, nur eben alles ein Stück gemütlicher.

Ich checke im Kapselhotel ein, das ist alles sehr interessant: ich muss meine Schuhe am Eingang einschliessen, im Innern darf man sich nur mit Pantoffeln bewegen. Bezahlt wird in bar, dann bekomme ich einen Schlüssel. Der ist für einen winzigen Spind, die Kapseln selbst können nicht abgeschlossen werden. Mein Sarg befindet sich in der zweiten Etage im oberen Bereich, d.h. ich muss eine kleine Leiter hochsteigen und unter mir schläft jemand anderes. Die Kapsel selbst enthält nicht viel, ein kleiner Fernseher mit einem einzigen Programm ist fest eingebaut, ansonsten habe ich eine kleine Ablage und diverse Knöpfe, um Licht, Fernseher, Uhr, Radio und Klimaanlage zu bedienen. Geschlossen wird das Ding mit einer Jalousie. Ich muss ein letztes Mal Klamotten waschen, muss aber bei der Maschine warten, weil der Raum für alle zugängig ist; ich kippe mir aus reiner Langeweile dabei drei Bier aus dem Getränkeautomaten rein. Als der Kram endlich fertig ist, deponiere ich einige Klamotten in der Kapsel, weil ansonsten mein Rucksack nicht in den Spind passt und verschwinde wieder.

 

Sapporo – Niigata

Mein Railpass ist noch gültig bis morgen um Mitternacht, ich muss also schauen, dass ich mich in Richtung Tokio bewege. Es gibt noch einige interessante Ziele auf der Strecke, z.B. Aizu-Wakamatsu oder Sendai, allerdings finde ich in sämtlichen in Frage kommenden Städten keine auch nur annähernd bezahlbaren Hotels, also beschliesse ich, fast die komplette Strecke an einem Tag zu fahren und noch eine Nacht in Niigata zu verbringen. Die Stadt ist nichts besonderes, liegt aber immerhin am Meer, ich gehe also davon aus, dass es dort einen Fischmarkt gibt. Von Niigata sind es nur noch knapp zwei Stunden bis Tokio, d.h. ich kann noch fast einen Tag dort verbringen und spät am Abend zurück in die Hauptstadt fahren.

Für die letzten beiden Nächte in Tokio hatte ich schon von zuhause ein Hotel gebucht, bleiben also noch zwei Nächte. Da ich das unbedingt auch mal ausprobieren möchte, buche ich für diese Nächte ein Kapselhotel, ich entscheide mich wegen der tollen Lage für dieses. Ich leide nicht unter Klaustrophobie, werde also keine Probleme damit bekommen und bin gespannt.

Ich verbringe also heute den ganzen Tag im Zug, dank abwechslungsreicher Landschaft draußen und einem randvollen Kindle innen wird mir aber nicht langweilig, zwischendurch verbringe ich zwei Stunden im Halbschlaf. Es passiert nichts erwähnenswertes, außer dass irgendwann beim Umsteigen ein vor mir laufender Geschäftsmann im feinen Anzug so laut furzt, dass ich es durch den Kopfhörer mit richtig lauter Asi-Musik noch höre. Ich kann mich nicht beherrschen und fange an zu lachen, aber außer mir findet das keiner lustig. 

Ich bin unterwegs von 8:30h bis 19h und nach so langem Rumsitzen ist am Abend nichts mehr mit mir anzufangen. Bier will ich ja heute nicht, also bin ich mal wieder früh im Bett und nehme mir vor, morgen früh den Fischmarkt zu suchen.