Tiberias

In Tiberias finde ich ein erstaunlich günstiges Hotel, dank Empfehlung des Lonely Planet. Die Stadt liegt am See Genezareth, den JC angeblich mal zu Fuß überquert hat. Oder so ähnlich.
Obwohl die Stadt ein beliebtes Ferienziel der Israelis und dementsprechend voll ist, gefällt es mir hier ausgesprochen gut. Ich kaufe mir ein Bier, setze mich mit meinem Buch an die Hafenpromenade, lese und sehe ein Szene, die glaube ich bezeichnend für das Land ist: eine junge Familie mit drei Kindern spaziert vorbei. Das kleinste der Kinder, vielleicht 3 Jahre alt, trägt eine Plastik-Maschinenpistole mit sich, auf Knopfdruck blinkt das Ding, macht ‚ratata‘ und der Lauf bewegt sich vor und zurück. Der (oder die) Kleine schiesst damit auf Passanten und die Eltern kriegen sich gar nicht mehr ein vor Entzücken. Das ist so widerlich, dass ich nicht weiss ob ich weinen oder kotzen soll. Ich entscheide mich dafür, noch ein Bier zu trinken.

 

Mount Hermon

Nach der Banyas – Tour will ich einen ziemlich coolen Cache suchen, der sich auf dem Gelände eines verlassenen Zoos befinden soll, scheitere aber, weil ich es nicht schaffe, auch nur in die Nähe zu kommen, da hier im Grenzgebiet zu Syrien jede menge Minen rumliegen. Gefährlich ist das nicht, die zu meidenden Gebiete sind eingezäunt und beschildert, ein seltsames Gefühl ist es aber trotzdem.

Ich beschließe, zum Mount Hermon zu fahren, zumindest zu dem Teil, der auf israelischen Staatsgebiet liegt. Ich komme hoch bis auf knapp 1.600 Meter, dann ist Schluss. Die Straße geht noch weiter, darf aber nur vom Militär befahren werden. Der Berg ist Skigebiet und auf den höchsten israelischen Punkt führt ein Skilift, der allerdings außer Betrieb ist. Was auch gut ist, denn ich hätte mich wahrscheinlich sowieso nicht getraut, mit diesem wackeligen Ding hochzufahren.

Oben unterhalte ich mich mit ein paar jungen Soldaten, die total glücklich sind, auf dem Berg stationiert zu sein, weil dort oben die Temperaturen erträglich sind.
Heute Mittag habe ich einen Trupp Soldaten (und Soldatinnen) gesehen, die bei geschätzten 40° in der Sonne mit voller Montur, MP auf dem Rücken, jeder eine israelische Flagge in der Hand, einen Dauerlauf entlang der Straße machen mussten. Bezeichnenderweise fuhr der Ambulanzwagen gleich hinterher.

Ich mache mich auf nach Tiberias und überfahre auf dem Weg nach unten eine riesige Eidechse. Ich hoffe sie hinterlässt keine Familie.

Banyas – Naturpark

Um 6:30h aufzustehen macht keinen Spass, schon gar nicht wenn man im Urlaub ist und in einem nicht klimatisierten Zimmer schläft, das zwar ein Fenster besitzt, man dieses aber nicht öffnen kann, weil man sonst von Moskitos gefressen wird.

Ich quäle mich trotzdem auf, was sich später noch als eine gute Entscheidung erweisen wird. Ich fahre also Richtung Norden, in das israelische Dreiländereck mit Grenzen zu Syrien und dem Libanon. Dort befindet sich der kleine Naturpark, der mit dem ‚Most Beautiful Trail in Israel‘ wirbt. Letzten Endes stellt sich das ganze als eine kleine Wanderung (oder ausgedehnten Spaziergang) heraus, die dem Verlauf des Flusses Banyas (einer der drei Quellflüsse des Jordan) von den Quellen bis zu einem einigermassen spektakulären Wasserfall folgt.

Das ganze ist schön und macht Spass, aber wenn das die schönste Wanderung Israels sein soll, möchte ich die weniger schönen nicht sehen. Unterwegs sehe ich ein Familie seltsamer (Nage?)Tiere, die in etwa wie eine Kreuzung aus Opossum und Murmeltier aussehen und faul auf einem Felsen rumliegen, diverse Schlangen, die allerdings zu schnell verschwunden sind, um sie zu fotografieren (sorry, Carsten) und eine fette Eidechse oder sowas ähnliches.

Auf dem Rückweg bin ich dann froh, dass ich so früh aufgestanden bin, denn es kommen mir Scharen von Touristen entgegen, so dass ich an einigen Stellen Minuten warten muss, bis der jeweilige Pulk vorbei ist.

 

Akko

Die Altstadt von Akko entschädigt mich für die leichte Enttäuschung in Haifa. Die Kreuzfahrerstadt bietet ein Labyrinth aus jeder Menge enger, zum Teil übermauerter Gassen, die ausschließlich in arabisch beschriftet sind. Ich verirre mich ständig und komme dann irgendwo raus wo ich schon dreimal war. Großartig. Und überall Hinweise auf Kreuzritter, Templer, etc. Ein Fest für jeden Dan Brown Fan. Der ich nicht unbedingt bin. Trotzdem, Akko ist bis jetzt das Highlight.

 

Mittlerweile bin ich bei meinem Gastgeber Yo’Av angekommen. Yo’Av lebt in einem Kibbuz, was in diesem Fall ein mehrstöckiges Mietshaus ist, in dem diverse WGs untergebracht sind. Yo’Av hat sein eigenes Zimmer, welches er mir freundlicherweise gleich ganz überlässt. Seine Freundin wohnt ein Stockwerk tiefer, dorthin zieht er für die Nacht um.
Yo’Av ist ein sehr umgänglicher Typ, er meinte nur fühl Dich wie zuhause, alles kein Problem. Sehr sympathisch!

Haifa

Haifa und der Sabbat machen es mir schwer. Die Hauptattraktion, die Bahai Gardens, sind geschlossen. Und das obwohl die Religion der Baha’i überhaupt nichts mit dem Judentum zu tun hat, sondern ein Ableger des Islam ist (aber vom ‚wahren‘ Islam nicht toleriert wird).

Eine weitere kleine Attraktion ist wegen des Sabbat geschlossen. Die Karmelit-Bahn ist eine der kleinsten U-Bahn-Systeme der Welt mit genau einer Strecke und ganzen 5 Stationen. Niedlich.

Die Stadt selbst ist schön, zumindest zum Teil. Um den Carmelberg gelegen werden die Häuser immer größer und die Autos immer fetter, je höher man kommt. Der Lonely Planet sagt, Haifa sei die Stadt in Israel, in der Juden und Araber am friedlichsten zusammenleben. Das mag sein, aber was auffällt ist, dass in den weniger schicken Gegenden (also z.B. da wo mein Hotel ist), fast nur Araber leben und die Gegend um den Carmel dagegen fest in jüdischer Hand ist. Und, das war übrigens bis jetzt überall so, die Leute die die Parks säubern, den Müll entsorgen etc. sind fast ausnahmslos schwarz.

Ich schau mir jetzt noch den Hafen an und fahr dann weiter nach Akko. Heute werde ich dort in einem Kibbuz übernachten, wo Yo’av, mein Couchsurfing-Host lebt. Den treffe ich erst heute abend um 21h weil er den Tag über irgendwo wandern ist. Ich bin gespannt.

Haifa – Hotel Eden

Zugegeben, das Hotel Eden hat schon bessere Zeiten gesehen, kann dafür aber mit einer Story aufwarten: Der Besitzer ist nämlich der Bruder des abgehalfterten Ex-Playboys Rolf Eden. Genau der Rolf Eden, dem die legendäre Berliner Disse ‚Big Eden‘ gehörte. In der ‚Lobby‘ hängen dann auch gleich einige arg vergilbte Fotos aus besagtem Etablissement.

Wikipedia sagt mir, dass die Großeltern der Brüder in Haifa ein Hotel geführt haben, ich nehme mal an, dass es sich dabei um genau den Laden handelt, in dem ich gerade abgestiegen bin. Seit dieser Zeit wurde glaub ich nicht mehr renoviert. Ich finds trotzdem grossartig!

Und selbst dieser ranzige Laden bietet schnelles WLan. Ich war in diesem Land noch nie an einem Ort, wo nicht kostenfreier funktionierender Internetzugang verfügbar war. Selbst in Caesarea zwischen den Ruinen kein Problem.

Jetzt muss ich schleunigst noch was zu essen auftreiben, morgen ist nämlich Sabbat und das heisst, dass ab heute abend die Bürgersteige hochgeklappt werden.

Offenbar nehmen es die russischen Juden nicht so genau mit dem Sabbat. Zumindest habe ich einen Laden gefunden, der auch jetzt, nach Sonnenuntergang, noch offen hat. Die Besitzer sind Russen und auch fast alle Waren sind kyrillisch beschriftet. Eine Tomate erkenne ich aber auch ohne Russischkenntnisse und der vermutete Joghurt ist tatsächlich Joghurt.

Am nächsten Morgen beim Auschecken lerne ich dann noch den Besitzer kennen, ein höflicher älterer Herr, der nicht allzuviel mit seinem Bruder gemein zu haben scheint. Wir unterhalten uns über Berlin und er erzählt mir, dass er zwar regelmässig seinen Bruder besuchen kommt, aber immer nach ein paar Tagen genug von Berlin hat und wieder in die Sonne möchte.

Caesarea

Caesarea ist eine antike Stadt, oder das was davon übrig ist. Die Stadt wurde irgendwann kurz vor der Geburt von JC von Herodes dem Großen gegründet und erhielt ihren Namen zu Ehren der römischen Kaiser. Während der Kreuzzüge wurde Caesarea als Festung genutzt.

Heute ist die Stadt eine der wichtigsten archäologischen Stätten Israels. Das ganze ist ein Nationalpark, böse Zungen könnten auch behaupten eine Art Disneyland. Na gut, so schlimm ist es nicht. Mir gefällt es trotzdem, denn im Gegensatz zu z.B. Knossos ist hier noch einiges an Substanz geblieben. Bei gefühlten 40° habe ich nach zwei Stunden aber die Schnauze voll.

 

Tel Aviv II

Heute steht eigentlich das Beit Hatfutsot-Museum auf dem Plan, aber ich habe keine Lust auf Museum, deswegen wird der Vormittag verbummelt. Aktuell sitze ich in einem kleinen Cafe beim Frühstück und schaue draussen diversen Händlern beim Aufbau ihrer Flohmarkt-Stände zu. Könnte auch am Boxi sein.

Tel Aviv, zumindest die Gegend um den Karmel-Markt, hat in einiger Hinsicht viel von Berlin. Etwas runtergekommen, viele Freaks unterwegs (gestern sehe ich einen Typen, der das komplette Gesicht voller Schmetterlings-Tattoos hat), eine Mischung aus Hipster- und Alternativ-Publikum, dazwischen schrullige ältere Leute. Gefällt mir.

Nachdem ich gestern zweimal erfolglos Caches gesucht habe (einen hab nicht gefunden, auf dem anderen sass ein Bauarbeiter) folgt jetzt der dritte Versuch!

Der zumindest zweimal erfolgreich ist. Gleich gehts weiter Richtung Caesarea, hier noch ein paar Tel Aviv-Bilder:

 

Eretz Israel Museum, Tel Aviv

Eretz Israel (was soviel heisst wie ‚das Land Israel‘) ist ein riesiges Gelände, welches diverse Ausgrabungsstätten und verschiedene Ausstellungen zur israelischen Geschichte und Kultur seit der Bronzezeit beinhaltet. Das ist zum Teil interessant (alte Ölmühlen, frühes Kunsthandwerk, etc.) und zum Teil todlangweilig (Postmuseum mit historischen Briefkästen). Der Familie Rothschild ist ein eigener Pavillon gewidmet.

Ich habe nach drei Stunden Wechsel zwischen ca. 35° Aussentemperatur und auf Kühlschrankkälte runterklimatisierten Innenräumen genug und fahre ins Hotel.

 

Morgen gehts nach Haifa wo wohl wieder eine Nacht im Auto bevorsteht, nachdem mein Couchsurfing-Host kurzfristig abgesagt hat.

 

Tel Aviv I

Mein erster Eindruck der Stadt bei Tageslicht: Überall liegt Müll rum, es stinkt, ich falle über diverse Penner und an jeder Ecke werde ich angeschnorrt. Ganz wie zuhause, ich fühle mich sofort wohl. Nur dass hier jede Menge herrenloser Katzen rumlaufen.

Jetzt sitze ich am Strand, an dem es bei Strafe verboten ist, ins Wasser zu gehen, geniesse das freie WLan und warte bis ich im Hotel einchecken kann.

Was mittlerweile passiert ist. Mein Zimmer hat zwar die Ausmasse einer Gefängniszelle, macht aber nichts, ich kann endlich duschen!

 

Unweit des Hotels befindet sich der Karmel-Markt, der sich stellenweise bezüglich Geruch und Hygiene nicht viel von dem unterscheidet, was wir letztes Jahr in Bali gesehen haben. Aber die Israelis haben definitiv die lauteren Marktschreier.