Siem Reap 2

ich überstehe die Nacht einigermaßen gut und bin tatsächlich schon vor Sonnenaufgang wach. Um diesen über den berühmten Türmen von Angkor sehen zu können reicht es dann aber doch nicht, ich sitze erst kurz vor 7 auf meinem Rad. 10 Minuten später muss ich erfahren, dass der Ticketschalter seit kurzem nicht mehr dort ist, wo ich ihn erwartet hatte, nämlich direkt auf dem Weg vom Hotel zum Südeingang des Parks, sondern ca. 5km weiter südöstlich. Zum Glück ist es am Morgen noch halbwegs kühl, so dass mich der Umweg nicht ins Schwitzen bringt. Lange anstehen muss ich auch nicht und so kann ich eine knappe Stunde später die Ruinen von Angkor Wat betreten. 

Ich mag jetzt wirklich nicht jeden einzelnen Tempel und jedes Relief beschreiben, der Gesamteindruck ist jedenfalls überwältigend! Der namensgebende Tempel Angkor Wat ist ja nur ein kleiner Teil der insgesamt mehrere Quadratkilometer großen Anlage. Es ist einfach nur riesengroß. Einen großen Teil der Fläche nimmt die befestigte ehemalige Khmer-Hauptstadt Angkor Thom mit dem zentralen Bayon Tempel ein, daneben gibt es eine Unzahl an weiteren Tempeln, Gewässern, Ruinen, etc. Einfach großartig! Das Fahrrad ist ideal zur Erkundung der Anlage, überall finden sich gut befahrbare Wege und mit dem Rad darf ich oft in Ecken reinfahren, in die die Tuktuks nicht dürfen.

Ich muss zwischendurch Pause machen, weil es heute noch heißer als die letzten Tage ist und ich in der Mittagssonne fast vom Rad falle. Man kann mit dem Pass den Park beliebig oft verlassen und wieder betreten, also mache ich Siesta im Hotel und fahre eine Stunde später zurück. Sämtliche Reiseführer empfehlen, sich für den Besuch ein zwei- oder drei-Tages-Ticket zu kaufen, ich muss sagen, dass ein Tag für mich ausreicht. Ich habe so ziemlich alles gesehen und habe mich trotzdem nie beeilt. Im Gegenteil, ich habe am späten Nachmittag genug, so dass mir auf dem Rückweg noch Zeit für das War Remnants Museum bleibt. 

Außer jeder Menge Waffen gibt es dort zwar nicht viel zu sehen, ich bekomme aber eine sehr interessante und bewegende Führung eines Kriegsteilnehmers, der mir recht drastisch seine Eindrücke schildert. Er erzählt mir, dass er ein Bein durch eine Mine verloren hat und tatsächlich trägt er eine Prothese. Dass mir das überhaupt nicht aufgefallen ist, freut ihn. Er zeigt mit ausserdem eine Küche auf dem Gelände, wo sie für bedürftige Kinder kochen. Keine Ahnung, ob die Geschichten die er erzählt alle stimmen, ich kaufe es ihm jedenfalls ab, bin beeindruckt und gerührt und lasse eine ziemlich dicke Spende da.

Der heutige Tag war ein voller Erfolg, ich falle dann auch relativ früh ins Bett und schlafe wie ein Stein, trotz der furchtbar lärmenden Klimaanlage.

Siem Reap 1

gestern Abend bin ich noch im Hardrock Cafe gelandet, eigentlich ja überhaupt nicht mein Ding, aber dank der Empfehlung eines Bekannten, der in Saigon lebt, lerne ich die philipinische Hausband kennen, die Rock- und Metal-Covers auf erstaunlich hohem Niveau bietet. Ich bleibe zu lange und trinke zuviel, was dazu führt, dass ich heute früh glatt verschlafe. Ich beschließe sofort, Angkor Wat auf morgen zu verschieben. Stattdessen besorge ich mir ein Fahrrad, was ich sowieso vorhatte, und schaue mir die Stadt an. Ich bin froh, dass ich mir ein Hotel ausserhalb des Zentrums (in Richtung Angkor) ausgewählt habe, die Innenstadt ist voll mit Kneipen, die sich gegenseitig die Bierpreise unterbieten, ich möchte nicht sehen, wenn hier nachts die Besoffenen rumfallen.

Ich besuche das Nationalmuseum, was eine ziemlich gute Vorbereitung auf den Angkor Wat – Besuch morgen ist, ich erfahre nämlich eine Menge über die Geschichte des Khmer-Reiches und vor allem auch über die Symbolik und Ikonografie, d.h. ich werde dann auch die Reliefs und Statuen usw. deuten können. Zumindest theoretisch, ich habe natürlich mindestens die Hälfte wieder vergessen, als ich das Museum verlasse. Das Museum ist gut, allerdings darf man drin nicht fotografieren und nebenbei: wieviele Buddha-Statuen kann man sich anschauen, bevor einem langweilig wird? Vor allem, wenn der allererste Ausstellungsraum schon ‚Hall of 1.000 Buddhas‘ heisst? Buddhismus ist langweilig, spannender finde ich da schon die Hinduistische Mythologie (Angkor Wat war im Laufe der Geschichte beides, sowohl Buddha- als auch Hindu-Tempel) mit den vielen Göttern und Erschaffen und Zerstören und was nicht noch alles, die haben wenigstens Phantasie.

Noch während des Museumsbesuches meldet sich mein Magen, so dass ich den Rest des Tages in sicherer Nähe zu meinem Zimmer verbringe und versuche, meinen persönlichen Immodium-Rekord, aufgestellt in Costa Rica, zu brechen. So schlimm ist es dann zum Glück nicht, trotzdem passiert heute nichts mehr, außer dass ich meine Weiterreise ach Phnom Penh organisiere und mir dort ein Hotel für drei Nächte reserviere. Ist aber auch keine Katastrophe, ich wollte sowieso früh ins Bett, damit ich morgen den ganzen Tag für Angkor nutzen kann.

Chiang Mai – Siem Reap

mein Japan-Bericht, so wurde mir gesagt, besteht ja zur Hälfte aus Ansagen, wann ich wo wieviel Bier getrunken habe, das will ich diesmal ein wenig besser machen, deswegen gibt es jetzt mal einen kurzen Exkurs in die Geschichte Kambodschas. Als ich im Flieger sitze, fällt mir nämlich ein, dass ich einen Lonely Planet Kambodscha auf dem Kindle habe und ich nutze die Wartezeit, mich zu informieren.


Irgendwann gegen Ende des ersten Jahrtausends entsteht in der Region das Königreich Angkor, dessen Herrscher sich gut 600 Jahre halten, bis Mitte des 15. Jahrhunderts Thailändische Eroberer die Stadt Angkor einnehmen. Für die nächsten 250 Jahre geht das Land mehrmals zwischen den benachbarten mächtigen Reichen Thailand und Vietnam hin und her, bis im Jahre 1863 die Franzosen sich einmischen und Kambodscha langsam aber sicher zu einer de facto Kolonie machen. Mit Frankreich als Schutzmacht sind die gebeutelten Kambodschaner zwar sicher vor Übergriffen seitens Thailand und Vietnam, werden aber nach Ende des zweiten Weltkrieges zwangsläufig in den französischen Indochina-Konflikt hineingezogen.

Dazu gärt es im Untergrund, nicht so sehr gegen den von den Franzosen eingesetzten König Sihanouk, der bei großen Teilen der Bevölkerung gottähnlichen Status hat, als gegen die überaus korrupte Regierung und gegen die französische Fremdherrschaft. Als aktivste und erfolgreichste Widerstandsgruppe erweisen sich die Khmer Rouge, eine Marxistische, später Maoistische Truppe, unter anderem angeführt von einem gewissen Saloth Sar, der sich später den Namen Pol Pot gibt. Der Indochina-Konflikt mündet schliesslich in den Vietnamkrieg, in dessen Verlauf Kambodscha als Rückzugsort und Nachschubbasis für Vietcong-Truppen dient. Die USA reagiert darauf, wie die USA eben immer reagiert, mit Gewalt. Es folgt ein Flächenbombardement, in dessen Verlauf US-Flieger über Kambodscha mehr Bomben abwerfen, als alle teilnehmenden Mächte im kompletten zweiten Weltkrieg zusammen.

Dass dies die Niederlage der USA im Vietnamkrieg nicht verhindert ist bekannt, man treibt allerdings unzählige durch die Bombardements obdach- und mittellos gewordene Kambodschaner in die offenen Arme der Roten Khmer, die dabei sind, die Macht zu übernehmen. Und so marschieren, zwei Wochen vor dem Fall von Saigon, Pol Pot und seine Männer in Phnom Penh ein und starten eine Umstrukturierung, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Will heissen, sie veranstalten ein Blutbad, wie es die die Welt noch nicht gesehen hat.

Der Staat soll, wieso auch immer, in eine vorindustrielle, autarke Agrargesellschaft verwandelt werden und so werden innerhalb weniger Wochen sämtliche ausländischen Verbindungen gekappt und die gesamte (!) Stadtbevölkerung, mehrere Millionen Menschen, aufs Land vertrieben und gezwungen, 12 bis 15 Stunden täglich auf den Feldern zu schuften. Wie sich das für eine ordentliche Revolution gehört, muss man sich dann natürlich nicht nur der äußeren, sondern auch der inneren Feinde entledigen. Es folgt eine Säuberungsaktion, die Stalin und Mao blass aussehen lässt und die andauert, so lange die Roten Khmer die Macht in ihren Händen halten.

Diese Herrschaft dauert nur knappe 4 Jahre und endet mit der vietnamesischen Invasion in 1978, während dieser Zeit werden aber, je nach Schätzung, zwischen 1 und 3 Millionen Kambodschaner auf den sog. Killing Fields, einer Anzahl von über das Land verteilten Tötungs-Einrichtungen, ermordet. Und auch nach den Roten Khmer kommt das Land nicht zur Ruhe, wird von einer gigantischen Hungerkatastrophe getroffen, die Idee mit der Argarisierung des Landes hat nicht so funktioniert. Mit Vietnam als Schutzmacht ist Kambodscha ein Spielball im kalten Krieg und wird dazu von einem andauernden Bürgerkrieg zerfressen. Das Leid endet erst allmählich, als nach Zusammenbruch des Ostblocks die Vietnamesen abziehen und 1990 ein Friedensplan der UN angenommen wird und im Mai 1993 erstmals demokratische Wahlen abgehalten werden.

Seitdem erholt sich das Land, bis das Trauma Killing Fields überwunden ist, wird es sicher noch einige Generationen dauern, ob es jemals gelingt, die unzähligen Landminen, die sowohl entlang der Grenzen, als auch im Inneren des Landes verteilt sind, zu beseitigen, weiss niemand.


Soviel zur Geschichte des Landes und dem intellektuellen Anspruch des Blogs. Die Anreise verläuft problemlos, ich steige ins bestellte Taxi und verlasse das verregnete Chiang Mai am Vormittag, habe eine gute Stunde Aufenthalt in Bangkok und lande schliesslich gegen 15:45h in Siem Reap, wo (Hurra!) die Sonne scheint und ich zuallererst mal ein Bier trinke.

Chiang Mai 2

heute also endlich die Elefanten. Ich stehe früh auf und merke als erstes, dass es schüttet wie aus Kübeln. So ein richtig schöner tropischer Regen. Später wird uns unser Tourguide erzählen, es habe während seines gesamten Lebens noch nie im Januar geregnet. Ich warte eine ganze Weile bis ich abgeholt werde, der Fahrer (und gleichzeitig Tourguide) ist ein kleiner, etwas untersetzter Thai, der sich später als ‚Machete‘ vorstellt und permanent am plappern und kichern ist. Machete hat ein solch ansteckendes Lachen, dass man gar nicht anders kann als mitlachen, egal wie dämlich der Witz ist. In dem Jeep sitzen drei weitere Teilnehmer, ein belgisches Paar auf Hochzeitsreise und eine Kanadierin. Die Fahr dauert etwas länger als die angekündigten 1,5 Stunden und führt etwa nach der Hälfte der Zeit über zum großen Teil unbefestigte Straßen in Serpentinen durch den Dschungel den Berg hoch, ohne Allrad hätten wir keine Chance da hochzukommen.

Machete bringt uns aber sicher zum Ziel, ein paar Bambushütten im Wald. Mittlerweile regnet es zum Glück nicht mehr. Dort warten wir kurz auf einen weiteren Jeep mit dem Rest der Gruppe, insgesamt sind wir dann etwa 15 Besucher, bekommen lustige Shirts die keinem passen und Infos zu der Einrichtung und natürlich zu den Elefanten.Ich mag das nicht alles wiederholen, hier gibts die Daten aus erster Hand. Dann gehts zu einem Platz, wo vier Elefanten, zwei weibliche und ein männliches Tier und ein knapp zweijähriges Junges brav auf uns warten. Wir dürfen uns dann von einem Berg Futter (Kürbis) bedienen und die Elefanten füttern. Die sind alle sehr brav, lassen sich bereitwillig anfassen und sind nur auf das Futter scharf. Eine der Kühe, Aura genannt, hat einen besonderen Trick drauf, wenn man zu ihr ‚Aura, chup chup‘ sagt, bekommt man einen Kuss mit dem Rüssel verpasst, das macht dann laut ‚fump‘ und man hat eine schlammige Backe. Das macht sie natürlich nur, wenn man Futter in der Hand hat.

Um es kurz zu machen, der Umgang mit den Tieren ist einfach nur großartig. Wir lernen später noch zwei weitere Mitglieder der Herde kennen, marschieren zusammen zum Schlammbad wo wir die Elefanten und zwangsweise auch uns mit Schlamm zuschmieren und danach in einem Fluss wieder sauber schrubben und schieben den Viechern massenweise Kürbis, Bananen und irgendwelche Gewächse in die Gesichter. Zwischendurch gibts Essen und wir dürfen aus diversen Pflanzen, Baumrinde, Salz und Tamrindensamen Vitaminbälle für die Elefanten zubereiten und verfüttern. Der ganze Tag ist ein voller Erfolg, auch wenn wir auf der Rückfahrt im Stau stehen und fast 2 Stunden länger brauchen als geplant. Wer in Chiang Mai ist, muss unbedingt eine solche Tour machen!

Chiang Mai 1

heute will ich mir überlegen, wie meine Reise weitergeht, denn ich hatte zuhause nur bis Chiang Mai geplant. Da aber die Sonne scheint, miete ich mir zuerst mal ein Fahrrad und erkunde die Stadt. Die Altstadt befindet sich innnerhalb eines Quadrates, welches durch einen Kanal und teilweise durch Reste der alten Stadtmauer abgegrenzt ist, es ist also schwer, sich zu verirren. Ich radele also planlos durch die Gegend und schaue mir ein paar Tempel an, aber mal ehrlich, hat man einen gesehen, kennt man alle. Während ich fahre, denke ich nach und habe dann einen Plan für die kommenden Tage: 

Morgen mache ich eine Elefantentour, d.h. ich fahre in eine der vielen Auffangstationen für ehemalige Arbeits-Elefanten, wo man die Viecher füttern und baden darf. Sowas wollte ich schon lange mal machen, ich suche sorgfältig aus und habe, hoffe ich, einen seriösen Anbieter gefunden. Morgen soll es den ganzen Tag regnen, da macht es dann auch nichts mehr aus, sich mit Elefanten im Schlamm rumzuwälzen. Ich bin gespannt. Da das Wetter die kommenden Tage mies bleiben soll, werde ich übermorgen nach Siem Reap fliegen und mir die Tage darauf Angkor Wat anschauen. Flug mit Airasia und ein Hotel in Siem Reap sind schnell gebucht, ich habe erstmal drei Nächte geplant. Danach werde ich evtl. nach Phnom Penh fahren und von dort aus zurück nach Thailand, aber das überlege ich mir wenn ich in Kambodscha bin.

Da ich also die nächsten Tage Action habe, beschliesse ich, den Rest des heutigen Tages zu verbummeln. Was heisst ich fahre noch ein wenig durch die Gegend, gebe mein Fahrrad zurück und pflanze mich dann mit Chang und Kindle auf ein Sofa in dem netten Innenhof vom Hotel und verbringe Nachmittag und Abend mit dem zweiten Teil von The Long Earth

Sukhothai – Chiang Mai

heute schaffe ich es bis Chiang Mai ohne dass der Bus den Geist aufgibt, die Fahrt ist trotzdem anstrengend. Ich habe diesmal einen Bus erwischt, an dem zwar die Klimaanlage funktioniert, dafür aber offensichtlich alles andere kaputt ist. Das Ding rappelt, klappert, schaukelt und macht während der kompletten knapp 7stündigen Fahrt Geräusche, als würde es gleich in Einzelteile zerfallen. Dazu sitzt den größten Teil ein thailändisches Riesenbaby neben mir. Ich schätze den Typen auf höchstens 15 Jahre, er ist aber, nicht nur für thailändische Verhältnisse, extrem fett. Specki verschläft seine Reise komplett und rutscht währenddessen immer wieder zu mir rüber, dass ich im Schnitt nur ca. 1/3 Sitzplatz habe. Er kann ja wahrscheinlich nichts für seine Figur und entschuldigt sich auch jedesmal, wenn ich ihn wecken muss, weil ich Angst bekomme, dass er mich erdrückt, aber Spass macht das nicht. 

Zum Glück habe ich die komplette erste Staffel der neuen Netflix-Serie Dirk Gentlys Holistische Detektei dabei und die Zeit vergeht erstaunlich schnell. Die Story hat zwar bis auf Dirks Namen überhaupt nichts mit der literarischen Vorlage zu tun, ist aber sehr lustig und voller Douglas Adams würdiger Absurditäten. Trotzdem bin ich, als wir gegen 17h endlich ankommen, genügend platt, dass ich mich bereitwillig vom Taxifahrer abzocken lasse. Hauptsache ich komme schleunigst ins Hotel. Welches sich dann als ein Glücksgriff herausstellt, alles ist schön und das Personal zwar etwas konfus, aber sympathisch und extrem freundlich. Ich gebe meine Klamotten zum Waschen ab, laufe los und sitze 15 Minuten später in einem Restaurant mit tollem Essen und einem Chang vor der Nase und die Welt ist wieder in Ordnung.

Sukhothai

mein Zimmer im 4T Guesthouse ist klasse, ich hab zwar keine Klimaanlage, aber schönen Durchzug, so dass die Temperatur im angenehmen Bereich bleibt. Dazu kann ich zum ersten mal auf dieser Reise warm duschen. Gegen 9h mache ich mich auf den Weg und erwische gleich einen Tuktuk-Bus Richtung Altstadt. Die Altstadt, oder Sukhothai-Geschichtspark genannt, wird meist als die erste Siamesische Hauptstadt bezeichnet, was technisch nicht ganz korrekt ist, denn der Ort gehörte wohl vorher schon zu einem Khmer-Reich, oder so ähnlich.

Wie auch immer, die Anlage, eine Art Angkor Wat in klein, gehört seit genau 25 Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe und dieses Jubiläum feiert man noch bis Ende Januar mit freiem Eintritt, praktisch. Das Gelände ist recht groß, komplett flach und es gibt überall asphaltierte Straßen, ideal also, um mit dem Fahrrad erkundet zu werden. Ich miete mir an einem der Stände ein uraltes Damenrad und fahre los. Mir gefällt es ausgesprochen gut, auch wenn ich mit dem ganzen sakralen Kram nichts anfangen kann, sind die Gebäude doch sehr beeindruckend. Es ist natürlich relativ viel los, die Leute verlaufen sich aber in der weitläufigen Anlage. Außerdem gibt es in der weiteren Umgebung der Altstadt noch jede Menge weiterer alter Tempel, die allerding nicht restauriert sind. Ich mag Ruinen. Da dort auch weit und breit kein Mensch zu sehen und zu hören ist, ist die Stimung toll. Ich erwarte jeden Moment, dass Indiana Jones um die Ecke gerannt kommt, verfolgt von Natives, weil er wieder mal irgendein Heiligtum entehrt hat.

Nach mehreren Stunden gebe ich das Rad zurück und fahre wieder zur Neustadt, wo ich erstmal Siesta machen muss, weil es abartig heiss ist. Später marschiere ich gemütlich zum Busbahnhof, wobei ich mich dank des fehlerhaften Kartenmaterials von maps.me mehrmals verirre und besorge mir ein Ticket für die Fahrt nach Chiang Mai. Auf dem Rückweg stolpere ich über einen Markt, auf dem ich einen Takoyaki-Stand finde, wo die gefüllten Teigbällchen zum unglaublichen Preis von 5 Baht, also etwa 12 Cent, verkauft werden. Dazu gibt es sie nicht nur mit Tintenfisch-, sondern auch mit Garnelen-, Krebs- uns allen möglichen anderen Füllungen. Ich probiere alle Sorten durch und rolle danach zurück zum Guesthouse. Das wars dann auch für heute, ich schaffe es später nochmal, mich aufzuraffen und Blog zu schreiben, das wars dann aber auch. Morgen um 10h gehts weiter.

Bangkok – Sukhothai

aus irgendwelchen Gründen bin ich heute nicht fit, Jetlag-Nachwirkungen, Klimaanlagenluft, keine Ahnung, ich schlafe ewig und könnte mich nach dem Aufstehen sofort wieder hinlegen. Da ich heute aber sowieso den halben Tag im Bus sitze, ist es auch egal. Ich checke gegen 10:30h aus, fahre mit der Bahn bis zum Park von gestern und nehme mir dann ein Taxi bis zum Busbahnhof. An einem Schalter tausche ich meinen Voucher, der per Email kam, gegen meinen Fahrschein ein und muss dann noch eine gute Stunde warten bis es losgeht. 

Der Bus ist voll als wir pünktlich um 12:30h starten und ich stelle fest, das ich ungünstig sitze, denn irgendwo in meiner Nähe muss es ein Ameisennest geben, dessen Bewohner mich attackieren. Es sind irgendwelchen winzigen Tiere, die aber gut beißen können. Sie kämpfen ehrenhaft, ich rotte bestimmt die Hälfte der Krieger aus, die andere Hälfte richtet meinen rechten Arm, Hals und Schulter ganz schön zu. Nach ca 2,5 Stunden fällt die Klimaanlage im Bus aus und die Temperatur steigt. Wir machen daraufhin eine Zwangspause, während der Fahrer versucht, das Ding wieder in Gang zu bekommen.

Wie sich herausstellt kann er zwar die Klimaanlage reparieren, macht dabei aber den Bus kaputt. Das bedeutet, wir müssen auf einen Ersatzbus warten. Der kommt aus Bangkok und braucht drei Stunden. Vielleicht länger. Großartig, das heisst, wir kommen irgendwann mitten in der Nacht an. Ich rufe vorsichtshalber das Guesthouse an, wo ich ein Zimmer reserviert habe, man versichert mir, dass ich nicht vor verschlossenen Türen stehen werde, egal wie spät es wird. Das wäre jetzt eigentlich der ideale Zeitpunkt, damit anzufangen, mir Bier ins Gesicht zu schütten, aber irgendwie ist mir heute nicht danach. Ich warte also.

Gegen 17h taucht dann endlich unser neuer Bus auf und ist noch ranziger als der erste, hat aber keine Ameisen an Bord. Damit schaffen wir den Rest der Reise, der Fahrer gibt auch Vollgas, so dass ich kurz von 22:30h einchecken kann und eine halbe Stunde später sitze ich mit einem wohlverdienten Chang auf der Terrasse. Und räume sie gleich darauf wieder, weil die Moskitos attackieren. Tag abhaken, morgen fahr ich zur Altstadt.

Bangkok 3

ich merke schon beim Aufstehen, dass heute ein fauler Tag wird, also verschiebe ich den geplanten Besuch des Flugzeug-Friedhofs auf irgendwann später und fahre in den Norden zum Queen-Sirikit-Park. Zum einen weil der Park schön ist, das weiss ich noch vom letzten Bangkok-Besuch, zum anderen, weil ich sehen will, ob ich von dort zum nahegelegenen Mo Chit – Busbahnhof laufen kann, von wo die Busse nach Sukhothai abfahren. Wie sich herausstellt, kann man das nicht, es sei denn man will entweder einen riesigen Umweg nehmen, oder zu Fuß eine Autobahn überqueren, also doch besser Taxi fahren.

Den Rest des Vormittags liege ich im Park rum und lese, später fahre ich zurück und radele in Richtung ‚Stadtmitte‘, wenn man die Gegend um den Sanam Luang Park so nennen möchte.Ich fahre einmal durch die Khaosan Road und amüsiere mich über das Treiben. Tagsüber ist es nicht ganz so schlimm wie nachts, wenn alle besoffen sind, aber mir reicht es auch so und ich verziehe mich in die Soi Rambuttri, in der sich zwar auch nur Touristen aufhalten, aber mehr aus meiner Altersklasse. Ich esse bei Madame Musur, wo ich mich wie zuhause auf dem Prenzlauer Berg fühlen darf, da um mich herum vornehmlich schwäbisch gesprochen wird. Ich mag den Laden aber trotzdem und das Essen ist wirklich gut.

Für heute Abend ist Regen angesagt, deswegen breche ich am Nachmittag ab und fahre zu Bed and Bikes und gebe mein Fahrrad zurück. Bis zur nächsten UBahn-Station ist es ein ganzes Stück zu laufen, der Weg führt mich aber einmal quer durch Chinatown und wird so nie langweilig. Mir fällt auf, dass ich noch kaum Fotos gemacht habe. Liegt vielleicht daran, dass (zumindest für mich) Bangkok wenig Sehenswürdigkeiten zu bieten hat und ich diese alle schon bei meinem letzten Besuch abgeklappert habe.

Später buche ich meine Busfahrt für morgen, online habe ich leider nur die Wahl zwischen einem Bus um 7:00h und einem um 12:30h, ich entscheide mich natürlich für den späteren. Ich werde dann zwar erst gegen 21h ankommen, aber um 5:30h aufstehen ist keine Option. Angeblich fahren Busse zu jeder vollen Stunde, die müsste ich aber vor Ort buchen und da gerade Hochsaison ist, möchte ich nicht in die Situation kommen, mehrere Stunden am Busbahnhof warten zu müssen, oder gar nicht wegzukommen.

Bangkok 2

Auch heute nervt der Jetlag, ich scheine damit größere Probleme zu bekommen, je älter ich werde. Es ist tatsächlich 10:30h, als ich mich aus dem Bett quäle. Egal, ich hab jede Menge Zeit. Ich radele also los zur Schlangenfarm, die nicht allzu weit vom Hotel entfernt ist. Die Farm gehört zum Saovabha-Institut, eine Einrichtung, die Antisera und Impfstoffe entwickelt und erforscht. Die Anlage gefällt mir außerordentlich gut, es gibt einen Außenbereich mit Terrarien und im Gebäude jede Menge Infos zu Schlangen allgemein, zu Wirkungsweise und Gegenmaßnahmen der verschiedenen Gifte und weitere Terrarien, sowie diverse in Formalin konservierte Schlangen. Ich kenn mich damit ja nicht aus, finde aber alles höchst interessant und versuche, möglichst viele Fotos zu schießen (nur für Dich, Carsten). Später muss ich leider feststellen, dass die meisten davon unscharf sind, draussen hat das Licht im Glas der Terrarien gespiegelt und drinnen war es zu dunkel.

Nach den Schlangen will ich ins ‚Human Body Museum‚, aber irgendwie finde ich den Laden nicht, fahre kreuz und quer über den Campus und gebe irgendwann auf, nachdem mir zwei Studenten sagen, dass sie davon noch nie gehört haben. Merkwürdig. Danach ist der Tag auch schon fast gelaufen, ich fahre zurück ins Hotel, muss unterwegs immer wieder mein Fahrrad mit gezielten Fußtritten reparieren und falle erstmal wieder ins Bett. Später schaffe ich noch einen Spaziergang in der Gegend ums Hotel, ich befinde mich offensichtlich im Botschaftsviertel und ende, wie soll es auch anders sein, in einer Bar.