ich überstehe die Nacht einigermaßen gut und bin tatsächlich schon vor Sonnenaufgang wach. Um diesen über den berühmten Türmen von Angkor sehen zu können reicht es dann aber doch nicht, ich sitze erst kurz vor 7 auf meinem Rad. 10 Minuten später muss ich erfahren, dass der Ticketschalter seit kurzem nicht mehr dort ist, wo ich ihn erwartet hatte, nämlich direkt auf dem Weg vom Hotel zum Südeingang des Parks, sondern ca. 5km weiter südöstlich. Zum Glück ist es am Morgen noch halbwegs kühl, so dass mich der Umweg nicht ins Schwitzen bringt. Lange anstehen muss ich auch nicht und so kann ich eine knappe Stunde später die Ruinen von Angkor Wat betreten.
Ich mag jetzt wirklich nicht jeden einzelnen Tempel und jedes Relief beschreiben, der Gesamteindruck ist jedenfalls überwältigend! Der namensgebende Tempel Angkor Wat ist ja nur ein kleiner Teil der insgesamt mehrere Quadratkilometer großen Anlage. Es ist einfach nur riesengroß. Einen großen Teil der Fläche nimmt die befestigte ehemalige Khmer-Hauptstadt Angkor Thom mit dem zentralen Bayon Tempel ein, daneben gibt es eine Unzahl an weiteren Tempeln, Gewässern, Ruinen, etc. Einfach großartig! Das Fahrrad ist ideal zur Erkundung der Anlage, überall finden sich gut befahrbare Wege und mit dem Rad darf ich oft in Ecken reinfahren, in die die Tuktuks nicht dürfen.
Ich muss zwischendurch Pause machen, weil es heute noch heißer als die letzten Tage ist und ich in der Mittagssonne fast vom Rad falle. Man kann mit dem Pass den Park beliebig oft verlassen und wieder betreten, also mache ich Siesta im Hotel und fahre eine Stunde später zurück. Sämtliche Reiseführer empfehlen, sich für den Besuch ein zwei- oder drei-Tages-Ticket zu kaufen, ich muss sagen, dass ein Tag für mich ausreicht. Ich habe so ziemlich alles gesehen und habe mich trotzdem nie beeilt. Im Gegenteil, ich habe am späten Nachmittag genug, so dass mir auf dem Rückweg noch Zeit für das War Remnants Museum bleibt.
Außer jeder Menge Waffen gibt es dort zwar nicht viel zu sehen, ich bekomme aber eine sehr interessante und bewegende Führung eines Kriegsteilnehmers, der mir recht drastisch seine Eindrücke schildert. Er erzählt mir, dass er ein Bein durch eine Mine verloren hat und tatsächlich trägt er eine Prothese. Dass mir das überhaupt nicht aufgefallen ist, freut ihn. Er zeigt mit ausserdem eine Küche auf dem Gelände, wo sie für bedürftige Kinder kochen. Keine Ahnung, ob die Geschichten die er erzählt alle stimmen, ich kaufe es ihm jedenfalls ab, bin beeindruckt und gerührt und lasse eine ziemlich dicke Spende da.
Der heutige Tag war ein voller Erfolg, ich falle dann auch relativ früh ins Bett und schlafe wie ein Stein, trotz der furchtbar lärmenden Klimaanlage.