Nampo und der Rest

Bevor wir nach Nampo zum Westmeer-Schleusensystem fahren, besichtigen wir noch das Geburtshaus von Kim Il Sung, welches am Stadtrand von Pjöngjang liegt. Das ist ganz nett, aber nach dem Sonnenpalast kann uns nichts mehr wirklich beeindrucken. Es folgt ein Spaziergang durch einen Park, der voll mit Leuten beim Picknick und bei diversen sportlichen Betätigungen ist. Heute ist der Jahrestag der Parteigründung, ein offizieller Feiertag, an dem keiner arbeiten muss. Ausser den Arbeiterdrohnen der untersten Kaste natürlich, die wie jeden Tag die Strassen kehren, die Parks fegen usw.

Schliesslich fahren wir knapp zwei Stunden nach Südwesten nach Nampo. Dort hat man in den 80ern einen ca. 8 Kilometer langen Staudamm gebaut, der verhindert, dass bei Niedrigwasser Meerwasser den Fluss Taedong herauffliesst und so die Nutzung als Trink- und Brauchwasser verhindert. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung (1986) war der Damm der größte der Welt, entsprechend stolz ist man darauf (kleine Männer und so). Die Anlage ist einigermassen beeindruckend, lustig ist der Film über die Bauarbeiten, den wir uns anschauen müssen:

Ausnahmsweise in deutscher Sprache wird mit ergriffener Stimme über die grossartige Leistung der Werktätigen referiert, die im Schweisse ihres Angesichts geradezu unmenschliche Leistungen vollbrachten und den Damm noch vor dem geplanten Datum fertigstellen konnten. So stellt das Bauwerk ein in Beton verewigtes Signal für alle unterdrückten Völker der Welt dar, was menschliches Genie in Verbindung mit sozialistischen Idealen erschaffen kann. In diesem Stil geht es weiter, hört sich für uns an wie DDR-Sprech aus den 50ern.

Zum Abschluss des Tages und der Reise fahren wir dann zurück nach Pjöngjang zu einem öffentlichen Platz, auf dem ein in Nordkorea sehr beliebter Sport (?) zu sehen ist, nämlich der Massentanz. Dabei tanzen unzählige Paare synchron zu nordkoreanischer Popmusik. Hört sich lustig an, ist aber interessant und nett anzusehen. Da man sich in diesem Land sowieso gerne im Gleichschritt bewegt, wundert es uns nicht, dass diese Art der Freizeitbeschäftigung sehr beliebt ist. Um den Platz rennen jede Menge Touristen und filmen und fotografieren, einige werden zum Mittanzen eingeladen, natürlich auch alles inszeniert, spontan würde es ein Bürger niemals wagen, einen Ausländer anzusprechen.

Zwischendurch gibts noch Abendessen, zurück im Hotel übergeben wir Kim einen Umschlag mit Trinkgeld für ihn, den Aufpasser und den Fahrer. Er verabschiedet sich, wir sitzen noch wie üblich in der Bar und trinken, ich bin mal wieder der erste der schlafen geht. Ich verabschiede mich vorher noch von Wolfgang, der mit der Bahn zurückfährt und deswegen morgen ausschlafen kann, dann ab ins Bett.

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