Pjöngjang 2

Heute geht es mir gar nicht gut, zum Glück stehen keine längeren Fahrten an, wir besichtigen lediglich diverse Monumente in Pjöngjang. Beim Frühstück beschränke ich mich auf trockenen Reis und Tee, besonders hilft das aber nicht.

Zuerst besichtigen wir den sog. Juche-Turm, das ist das hohe Ding (170 Meter) mit der Fackel obendrauf, die im Dunkeln immer beleuchtet ist, egal ob sonstwo Strom zur Verfügung steht oder nicht. Angeblich soll der Turm nach dem Washington Monument modelliert sein und ist ein klein wenig größer als dieses. Da haben wir wieder das kleine-Männer-Syndrom. Man kann auf den Turm hochfahren, aber aus irgendwelchen Gründen ist heute geschlossen. Daneben gibt es noch eine 30 Meter hohe Statue mit drei Gestalten, die die Staatssymbole Hammer, Sichel und Pinsel (die Arbeiter, Bauern und Intellektuelle repräsentieren) in die Höhe halten.

Juche, oder auch Chuch´e ist die von Kim Il Sung verfasste Ideologie, es handelt sich um eine Weiterführung oder Interpretation des Marxismus-Leninismus und zielt hauptsächlich auf die wirtschaftliche, politische und militärische Autarkie des Landes ab. Sein Sohn hat dann später noch das Prinzip des ‚Songun‚ hinzugefügt, welches besagt, dass in allen Lebensbereichen und politischen Aspekten grundsätzlich das Militär bevorzugt wird. Mehr will ich dazu nicht schreiben, wen es interessiert kann ja nachlesen. Wie erfolgreich das Konzept ist, sehen wir hier täglich.

Der nächste Programmpunkt ist das Parteigründungsmonument, hier begegnen uns Hammer, Sichel und Pinsel wieder, natürlich auch in Riesengröße. Eine Führerin erklärt wieder eine Menge zu dem Monument, ich höre nicht zu, da ich zum einen das Geschwafel nicht mehr hören kann und mir ausserdem mein Magen Probleme bereitet. Da wir danach noch etwas Zeit über haben, werden wir in eine Art Ausstellung geführt, was das dort genau soll, bekomme ich nicht wirklich mit. Wir sitzen eine halbe Stunde rum und dann brechen wir auf zum Heldenfriedhof.
Das ist ein tatsächlicher Friedhof, auf dem im Krieg gegen die japanische Besatzung gefallene Offiziere liegen, unter anderem auch Kim Il Sungs Frau. Die Anlage ist sehr eindrucksvoll, jedes Grab besitzt eine Bronzebüste mit individuellen Zügen des oder der Gefallenen, ganz oben befindet sich eine riesige rote Fahne aus Granit.

Weiter gehts mit dem Parteigründungsmuseum, wo man mal wieder nicht fotografieren darf. Das macht diesmal aber nichts, denn viel zu sehen gibt es nicht. Wir werden durch diverse Räume geführt und müssen uns Lobreden auf den geliebten Führer anhören. Mir reicht es jetzt und nachdem wir wieder raus sind, bitte ich Kim, mich doch vor dem nächsten Programmpunkt am Hotel abzusetzen, da es mir ziemlich mies geht. Das machen wir dann auch, allerdings traut man mir nicht ganz und so bleibt der namenlose Aufpasser mit mir im Hotel. Soll mir recht sein, solange er mich in Ruhe lässt. Ich verabschiede mich von dem Rest, besorge mir noch Tee und Kekse und lege mich ins Bett.

Am nächsten Tag erzählen mir die Anderen, dass sie noch eine Bibliothek besichtigt haben und danach zum Essen sind, ich habe also nichts verpasst. Der Aufpasser meint, er habe mehrmals versucht, mich anzurufen, selbstverständlich nur um zu fragen, wie es mir geht. Ich habe aber nichts mitbekommen, weil ich geschlafen habe wie ein Stein.

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