Nagasaki 1

Als ich heute morgen aufstehe, tut mir so ziemlich alles weh: die Schulter sowieso, dann Handgelenk links, Ellenbogen, Rippen und Hüfte rechts und Kopf von meinem Abflug gestern, dazu kommen ca. 30 Mückenstiche aus dem Park in Kyoto an den Beinen, die fies jucken. Ich fühl mich wie ein Greis und beschließe, heute Pause zu machen. D.h. ich fahr nach Nagasaki und werde den Rest des Tages dann nichts mehr machen außer essen, trinken, lesen und Netflix schauen. Vorerst schmeisse ich mir eine der krassen Schmerztabletten ein, die mir der Arzt wegen der gebrochenen Schulter verschrieben hat und packe mein Zeug zusammen.

Später, ein wenig breit von dem Medikament, erlebe ich zum ersten Mal in diesem Land, dass sich ein öffentliches Vekehrsmitel verspätet, die Tram zum Bahnhof kommt volle 2 Minuten zu spät. Unter den wartenden Japaner/innen macht sich Empörung breit, alle schauen auf ihre Uhren und schütteln vorwurfsvoll die Köpfe, hoffentlich müssen die nie mit der Berliner S-Bahn fahren. Ich erwische meinen Zug nach Nagasaki trotz der Verspätung und bin einmal mehr von den Shinkansen begeistert: die Beinfreiheit bzw. der Platz der einzelnen Sitze ist mit der ersten Klasse im ICE zu vergleichen, es gibt kleine Raucherkabinen (in denen es nicht nach Rauch stinkt), öffentliche Telefone, Getränkeautomaten, die Toiletten sind, wie alles andere im Zug, extrem sauber und dazu sind die Dinger richtig schnell und dazu pünktlich.

Ich muss einmal umsteigen und fahre die zweite Hälfte der Strecke mit einem ’normalen‘ Zug, der nicht so schnell, aber ähnlich komfortabel ist. Zwischendurch ist die Gegend sehr ländlich, kleine Orte bzw. einzelne Höfe wechseln sich mit bestellten Feldern und Wald ab. Es ist ziemlich hügelig, ich fahre durch unzählige Tunnel und lande schliesslich kurz vor 15h in Nagasaki. Diesmal ist mein Hotel keine 5 Minuten vom Bahnhof entfernt, überhaupt ist Nagasaki die bisher kleinste Stadt, die ich mir anschaue, mit etwas über 300.000 Einwohnern.

Ich checke ein und freue mich, dass ich diesmal ein zwar kleines, aber schönes Zimmer habe, vor allem eins mit einem Fenster. Meinem Plan heute nichts zu tun entsprechend besorge ich mir Bier, spaziere zum Hafen, setze mich ans Wasser und bin mit mir und der Welt im Reinen. Ich mag mein Leben.

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