Internationale Freundschaftsausstellung

Heute geht es um 8:00h los, ich bin froh, dass ich gestern beizeiten ins Bett gegangen bin, der Rest hat nämlich ordentlich Wodka getrunken und sieht etwas angeschlagen aus. Wir fahren nach Norden ins Myohyang-Gebirge zur Internationalen Freundschaftsausstellung. Das ist eine kuriose Sammlung von Geschenken, die die beiden verstorbenen Kims von ausländischen Staatsmännern und auch wirtschaftlichen Größen erhalten haben. Die Sammlung ist legendär, dementsprechend freuen wir uns darauf.

Die etwa zweistündige Fahrt zeigt uns einmal mehr, wie unglaublich schön das Land ist, die Berge sind mit Pinien und Kiefern bewaldet, man könnte dort großartige Wanderungen machen. Wir fragen, welche Tiere dort vorkommen und Kim meint hauptsächlich Eichhörnchen und einige Kaninchen. Wir wissen, dass die Berge früher Heimat einer reichhaltigen Tierwelt waren, die Bevölkerung aber während der großen Hungersnot in den 90ern alles was größer als ein Eichhörnchen war weggefangen und verspeist hat.

Auf die Inhalte der Ausstellung sind wir vorbereitet, nicht aber auf deren Präsentation: Eine gigantische Anlage aus unzähligen Hallen wurde buchstäblich in den Berg hineingebohrt. Vater und Sohn haben je eine eigene Abteilung, in die man durch riesige, ca. 30cm dicke Stahltüren eintritt. Davor gibt es eine Ehrenwache, drinnen ist alles hell erleuchtet, die Böden und Wände aus feinstem Marmor, alles glänzt und blinkt und erschlägt uns mit Prunk. Es gibt Wachsstatuen der beiden Führer und der Frau von Kim Il Sung, die jeweils in einer eigenen Halle ausgestellt sind und extrem lebensecht wirken. Eine Verbeugung davor ist obligatorisch.

Eine Führerin zeigt uns dann einen Teil der Ausstellung, alles könnte man unmöglich an einem Tag sehen. Die Objekte sind nach Nationalität der Schenkenden aufgeteilt, uns werden hauptsächlich die europäischen und einige afrikanische Abteilungen gezeigt. Unnötig zu erwähnen, dass strengstes Fotografierverbot herrscht. Zu sehen sind jede Menge Geschmacklosigkeiten, alles was jemals Teil irgendeines Artenschutzabkommens war, ist vor Ort. Wir sehen Tonnen von Elfenbein, Nashorn-Hörner, ausgestopfte Tiere jeglicher Art, bedroht oder nicht, Schlangenleder-Koffer, Bären, eine vergoldete AK47 (von Gaddafi), jede Menge Gewehre und Pistolen (von Putin) und noch unzählige andere absurde Dinge, von denen ich das Meiste schon wieder vergessen habe. Achja, ein Basketball und ein Trikot von Denis Rodman, der ja angeblich ein Kumpel von Kim Jong Un ist.

In den Fluren hängen Fotos der beiden Kims mit allen möglichen ausländischen Staatsmännern. Ulrich fragt mich in einem unbeobachteten Moment, ob mir aufgefallen sei, dass so gut wie alle dieser Leute auf den Fotos schon vor Jahrzehnten gestürzt, gelyncht, oder sonstwie abgeschafft wurden. Und tatsächlich handelt es sich fast ausnahmslos um Gestalten wie Ceausescu, Tito, Honecker, Präsidenten irgendwelcher Bananenrepubliken, etc. Die Liste der Freunde ist ziemlich kurz geworden.