Die Nacht ist furchtbar, ich schlafe fast überhaupt nicht. Die Bands spielen bis 4:00h früh, vom Bass wackeln die Wände meines Zimmers, da helfen auch keine Ohrenstöpsel. Zu allem Übel erfahre ich, dass die Proteste noch mindestens eine Woche andauern werden. Das Zimmer wechseln geht nicht, weil das Hostel komplett ausgebucht ist, stornieren kann ich auch nicht, weil ich schon im voraus bezahlt habe. Ich muss mich also die kommenden 4 Nächte betrinken, damit ich einigermassen Schlaf finde. So ein Ärger aber auch.
Sightseeing ist heute schlecht muss ich feststellen, denn alle möglichen Paläste und sämtliche Regierungseinrichtungen sind weiträumig abgesperrt. Mit Betonbarrikaden, Stacheldraht und hunderten Polizisten, ich komm mir vor wie in Berlin. Spass verstehen die Polizisten auch hier nicht, als ich die Barrikaden fotografieren will, droht man mir mit dem Gummiknüppel und verjagt mich.
Am Nachmittag komme ich besser durch, finde aber irgendwie nicht so recht den Zugang zu der Stadt. Das liegt nicht an Bangkok, es ist toll hier, aber nach Vietnam bin ich glaube ich ziemlich satt und mein Kopf ist voll. Ich hätte besser Koh Tao zwischen Vietnam und Bangkok gelegt, drei Großstädte hintereinander sind etwas zu heftig. Ich habe trotzdem Spass hier, habe aber nicht mehr wirklich Lust auf Sightseeing und aufs Fotografieren.
Abends treffe ich mich mit Ines, die ich aus Universal-Zeiten kenne und die hier gerade einen Kurs in Thai-Massage absolviert. Mit dabei sind ihre Kollegin Ina und Theodor, ein seltsam lustiger älterer Herr, den die beiden vor ein paar Tagen irgendwo aufgegabelt haben. Theodor erzählt mir, er habe in seinem Leben ein einziges Mal Glück gehabt, nämlich als er sich von seiner australischen Frau scheiden lies und dabei die Hälfte ihres wohl nicht unbeträchtlichen Vermögens abgestaubt hat. Seitdem reist er durch die Welt. Auch nicht schlecht.