Letztens schreibe ich noch, dass mir ausser gebrochenen Knochen nicht mehr viel dazwischenkommen kann, vorige Woche lege ich mich doch glatt mit dem Motorrad auf die Schnauze. Zu meinem großen Glück habe ich lediglich ein paar Schrammen und blaue Flecken abbekommen, das Motorrad leider etwas mehr, damit will ich mich aber erst beschäftigen wenn ich wieder zurück bin.
Ich stelle fest, dass ich meine Planung mit jeder weiteren Reise weniger ernst nehme, heute abend fällt mir ein, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, mal Wäsche zu waschen. Packen kann ich also erst morgen abend. Immerhin habe ich sämtliche Papiere fertig, ich habe mir letzte Woche noch online ein Ticket für den Katharinenpalast (der mit dem Bernsteinzimmer) in St. Petersburg besorgt.
Der Veranstalter der Tschernobyl-Tour hat nochmal eine Mail mit Informationen geschickt und darin empfehlen sie dringend, ein gesondertes Paar Schuhe und Klamotten mitzubringen. Sehr vertrauenserweckend. Auf meine Frage, ob man das Extrazeug danach wegschmeissen soll, kam die lapidare Antwort nein, waschen reicht aus. Da ich keine Lust habe, danach mit nassen Schuhen rumzulaufen, packe ich ein paar alte Turnschuhe mit ein, die ich dann vor Ort entsorgen werde.
Ich bin ja naturwissenschaftlich einigermassen gebildet, d.h. ich werde nicht gleich hysterisch, wenn jemand ‚Atom‘ oder ‚Strahlung‘ sagt und ich denke, ich kann die Gefahren eines Aufenthalts in Tschernobyl realistisch einschätzen (genaugenommen halte ich die Aktion für harmlos, sonst würde ich es nicht machen). Trotzdem gibt es natürlich Risiken und da ich nicht weiss, wo z.B. die Hotspots liegen, muss ich mich wohl oder übel auf die Angaben der Leute vor Ort verlassen. Die Regeln für den Aufenthalt (nicht im Freien essen oder rauchen, sich nirgendwo hinsetzen, nichts anfassen, keine Gegenstände irgendwo ablegen, usw usw) machen mehr als deutlich, dass das keine Kaffeefahrt wird.
Das alles trägt dazu bei, dass ich trotz meines Laienwissens über Kernphysik und über die Folgen des Unfalls ein mulmiges Gefühl habe, was sicher vor Ort noch verstärkt wird. Es ist interessant, dass ich vor dieser Gefahr, die man nicht sehen, riechen, oder sonstwie wahrnehmen kann, wesentlich mehr Respekt habe, als bei einem offensichtlicheren Risiko, wie z.B. beim Tauchen. Gekniffen wird trotzdem nicht.
Die Website des Veranstalters macht für meine Tour aktuell die Angabe ’18/20′, wobei ich nicht weiss, ob das jetzt bedeutet, dass es noch 18 freie Plätze gibt, oder ob es 18 Teilnehmer sind. Ersteres wäre super, das wäre dann fast eine private Tour!
Ich hab übrigens ein paar Fotos von dem Hotel gefunden, in dem wir vermutlich unsere Nacht verbringen werden, schön ostig:
Update vom 29.04.:
Heute Morgen höre ich in den Nachrichten von den Waldbränden um Tschernobyl, denke ich sitz im falschen Film und sehe mich schon frustriert in Kiew sitzen. Im Laufe des Vormittags erreicht mich dann aber eine Mail vom Veranstalter, der versichert, das sei alles wesentlich harmloser als in der Presse dargestellt und unser Trip fände in jedem Fall statt.