Heute bin ich früher auf den Beinen und schaue mir zuerst den Himmelstempel und den zugehörigen Park an. In dem Tempel wurde für eine gute Ernte gebetet, deswegen haben die Gebäude auch so blumige Namen wie ‚Halle des Erntegebetes‘ oder ‚Halle des Himmelsgewölbes‘. Der Park ist ziemlich groß und total schön. Es ist noch früh, die Sonne scheint und überall sind Chinesen beim Frühsport zu sehen: Ein paar Leute machen Tai Chi, viele spielen eine Art Hacky Sack, mit einem Ding, was aussieht wie ein Federball und alle sind extrem geschickt damit. Ich werde von einer Gruppe älterer Damen und Herren zum Mitspielen eingeladen, versage aber komplett und ernte Gelächter. Ein anderer Typ hat eine Handvoll Stoffringe und wirft sie vier Personen zu, die in einem Abstand von vielleicht 10 Metern stehen und die die Ringe mit dem Kopf auffangen. Danach werfen sie die Teile zurück und er fängt sie alle ebenfalls mit dem Kopf auf. Dann gibt es noch verschiedene Musiker und Viele, die ein Brettspiel spielen, scheint so eine Art Mühle zu sein. So verbringe ich den Vormittag und mache dann Station im Hostel.
Später fahre ich mit der U-Bahn zum Olympiagelände, wo das berühmte Stadion steht, welches u.a. von dem Künstler Ai Weiwei entworfen wurde. Das Gelände ist riesig, gefühlt größer als der Tiananmen-Platz und beeindruckt mich auch mehr, vielleicht weil weniger los ist. Neben dem markanten Stadion gibt es noch einige andere Gebäude, darunter das nationale Schwimmzentrum. Das ist bei Tageslicht nicht wirklich eindrucksvoll, ich nehme mir vor, später nochmal im Dunkeln herzukommen, verpeile das allerdings.
China hat damals die kompletten Einrichtungen für die Spiele in Rekordzeit errichtet, es gab, auch wegen der Vergabe an China überhaupt, jede Menge Kritik. Heute stehen die Gebäude zum größten Teil leer und werden nicht genutzt, das Stadion wurde seit dem Ende der Spiele angeblich nur ein einziges Mal für eine Veranstaltung genutzt. Der Unterhalt ist zu teuer, so dass vieles schon langsam anfängt zu verfallen und man verzweifelt Sponsoren sucht. Trotzdem ist die Anlage schön anzusehen, während meines Aufenthaltes fahren die Teilnehmer eines Radrennens vorbei, weswegen an der Strasse jede Menge begeisterte Zuschauer stehen.
Auf dem Weg zurück mache ich am Lama-Tempel Yonghe Station. Die Anlage ist ziemlich cool, sie besteht aus fünf nacheinander angeordneten Hallen, jede größer als die vorhergehende, in der letzten Halle steht die weltgrößte hölzerne Buddha-Statue, die 26m hoch ist und aus einem einzigen Sandelholzbaum geschnitzt ist. Natürlich darf man in den Hallen mal wieder nicht fotografieren.
Damit habe ich genug für heute und ich beschliesse auch, ab morgen etwas langsamer zu machen, ich habe ja noch 9 komplette Tage, da muss ich nicht hetzen. Ich fahre also zurück und gehe zum Essen in ein kleines Restaurant um die Ecke, wo mich das Essen einmal mehr enttäuscht. Die Gewürze und der Schärfegrad der Gerichte, die ich während der gesamten Zeit hier esse sind eigentlich ok, aber zum einen ist alles extrem fettig gekocht und zum anderen mögen die Chinesen ihr Fleisch offensichtlich gerne schlabberig. Selbst die frittierten Sachen sind zwar aussen knusprig, aber innen trotzdem glibberig. Und wenn ich das Fleisch weglasse, schaffen sie es, auch das Gemüse glibberig und schleimig zu bekommen. Mit der entsprechenden Menge Bier bekomme ich aber alles runter.