Heute vormittag steht eine Aktion an, auf die ich mich besonders freue, der Besuch des Kosmonautenmuseums. Das Museum ist im Sockel einer riesigen Skulptur untergebracht, die eine Rakete auf dem Weg ins All darstellt. Dazu stehen in einem zugehörigen Park Denkmäler für alle möglichen Russen, die sich im Weltraumprogramm ausgezeichnet haben. Das Museum selbst ist großartig, leider gibt es sehr wenige Erklärungen auf Englisch. Ich sehe Nachbauten des Sputnik, verschiedener anderer Satelliten, des Lunochod, das Basismodul der Mir ist in Originalgröße nachgebildet und darf betreten werden und unzählige weitere Ausstellungsstücke. Ich bin in meinem Element und merke erst als ich wieder rauskomme, dass ich mehr als drei Stunden in dem Museum verbracht habe.
Nach der obligatorischen Siesta im Hostel, diesmal ohne Nebengeräusche, starte ich am Nachmittag zum nächsten Programmpunkt, dem Siegesmonument mit dem zugehörigen Museum des Großen Vaterländischen Krieges. Wie alles in der Stadt ist auch diese Anlage monumental. Die Ausstellung ist sehr ausführlich und interessant, leider ist auch hier wieder fast alles nur auf russisch beschriftet. Passend zum Thema gibt es im Keller einen großen Laden, in dem die patriotischen Eltern für ihre Kinder alle möglichen Spielzeugwaffen kaufen können.
Ich habe noch Zeit und deswegen fahre ich nochmal Richtung Roter Platz, um das Kaufhaus GUM zu besuchen. Zu Sowjet-Zeiten war das ein großes Kaufhaus, in dem sich die besssergestellten Moskowiter mit Lebensmittel versorgen konnten, heute ist es eine Art russisches KaDeWe, allerdings geschätzt 10mal so groß wie das berliner Pendant. Auf drei Etagen und in drei langen Gängen findet sich hier alles was international einen Namen hat. Eine unglaubliche Zurschaustellung von Reichtum, das Publikum ist genauso wie man es erwartet: dicke, sonnenbebrillte ‘Bisnesmen’ in Designeranzügen mit den zugehörigen Blondinen mit aufgespritzten Lippen und Titten. Ekelhaft. Als ich es wage, mit meinen Touri-Klamotten einen Feinkostladen zu betreten, werde ich vom Personal angewidert betrachtet und nicht aus den Augen gelassen, als könnte ich ein paar Austern klauen.
Zurück im Hostel beschliesse ich, mir heute was zu gönnen. Ich habe mir diesmal ein paar Klamotten mitgebracht, die mich nicht auf den ersten Blick als Touri zu erkennen geben. Ich werfe mich also in Schale und besuche eines der exklusiven Restaurants auf dem Arbat, wo ich interessanterweise für ein 0,3er Bier fast genausoviel bezahle, wie für meine Hauptspeise. Ich entscheide mich für Schweinelende mit verschiedenen Gemüsen und jungen Kartoffeln in Chilisauce. Die Portion ist, dem Status des Restaurants entsprechend, sehr übersichtlich, es schmeckt aber ausgezeichnet und ich habe meinen persönlichen Ober, der mir extra einen Hocker hinstellt, damit ich meine Tasche nicht auf den Boden stellen muss. Über den Preis schweige ich, wobei es tatsächlich nicht ganz so teuer wird wie ich erwartet hatte.