Abends im Pub treffe ich auf Daniel, der schon ein paar Guinness drin hat, ich setze mich dazu, trinke mit und wir erzählen uns gegenseitig von unseren Reisen. Nach einem Bier breche ich allerdings ab und gehe schlafen.
Am morgen tischt mir die Wirtin ein mörderisches Frühstück mit Speck, Eiern und Würstchen auf, nach dem ich mich am liebsten nochmal drei Stunden ins Bett legen würde. Ich checke aber aus und laufe los, erstmal entlang der Straße aus dem Ort raus. Bald biege ich links in den Wald ab und es geht langsam bergauf. Die Strecke durch den Wald ist sehr schön, aber bald vorbei und es geht wieder bergab und auf einer schmalen Straße weiter. Irgendwann überquere ich die N70 (Ring of Kerry) und nach einem weiteren Kilometer zweigt ein Weg links von der Straße ab. Das sind die Überreste einer mittelalterlichen Straße, `Butter Road` genannt, weil auf ihr früher Butterfässer auf dem Rücken von Pferden zur Nordküste transportiert wurden.
Es geht langsam aber sicher steil nach oben. Mittlerweile regnet es, so dass ich mich erstmal für 20 Minuten unter einem Baum verkrieche, um das Schlimmste abzuwarten. Tatsächlich scheint bald darauf die Sonne, aber nur kurz: Während ich mich nach oben quäle, schüttet es dermassen, dass ich nach 5 Minuten komplett nass bin. Nach rechts geht es steil runter und ich hätte einen tollen Blick auf die Dingle Bay, wäre nicht alles grau und hinter einem Regenschleier. Augen zu und durch.
Tatasächlich kommt, sobald ich über den Pass bin, die Sonne raus und nach einer knappen Stunde bin ich wieder trocken. Allerdings stelle ich später fest, dass sich mein Handy aus Protest gegen das Bad resettet hat, d.h. sämtliche Daten, Einstellungen, Nummern und Apps sind weg. Grmpf!
Es geht jetzt stetig bergab, durch einen Kiefernwald an einigen verlassenen Häusern vorbei, schliesslich lande ich wieder auf einer Straße, die ich aber bald verlasse und mehr oder weniger parallel zur N70 über Felder marschiere.
Hier beschliesse ich dann, dass es für heute reicht, zumal die verbleibenden 10 Kilometer wenig interessantes versprechen. Ich biege also nach Norden ab, stelle mich an die Strasse und halte den Daumen raus. Nach noch nicht einmal 10 Minuten sitze ich bei einem netten Herrn im Auto, der mir mein Ziel Caherciveen wärmstens ans Herz legt, das sei seine Lieblingsstadt in ganz Kerry!
Er lässt mich direkt vorm Hostel raus und empfielt mir zum Abschied noch ein Pub, leider schaffe ich es aber am Abend nicht mehr dahin. Der Ort ist in der Tat schön, ich marschiere einmal komplett durch und schaue mir die Sehenswürdigkeiten an, eine riesige Kirche, eine seltsame Burg, die der Legende nach eigentlich nach Indien gehört, allerdings wurden die Baupläne vertauscht und einen alten Friedhof mit mittelalterlichen Gräbern. Dann gibt es noch den Hafen, wo die Jachten der Bessergestellten liegen. Im Hostel koche ich mir dann einen Berg Nudeln, der mich direkt ins Bett schaufelt. Ich habe bereits beschlossen, morgen einen Ausruhetag einzulegen und mit dem Bus nach Waterville zu fahren.