Wir fahren abschliessend zu einem buddhistischen Kloster. Offiziell herrscht in Nordkorea ja Religionsfreiheit; de facto stellt die Verehrung der Kims eine Staatsreligion dar, die keine anderen Götter neben sich duldet. Will heissen, sämtliche Religionen werden unterdrückt, die Gläubigen verfolgt, ermordet, in Lager gesperrt usw. Das ganze Programm halt.
Gegen dieses Image muss die Staatsführung was unternehmen und so gibt es im Land ein paar Musterbeispiele, wie frei Religion ausgeübt werden darf. Eines davon ist besagtes Kloster, über das ich vor nicht allzu langer Zeit mal einen Bericht gesehen habe.
Wir müssen erst mal ein ganze Weile vor der völlig verlassenen Anlage warten, offensichtlich hat man nicht mit unserer Ankunft gerechnet. Schliesslich kommt der ‘Mönch’ und das erste was mir auffällt ist, dass der Herr Mönch unter seiner Mönchskutte ein paar schicke quietschgelbe Lederschuhe trägt.
Er referiert ein wenig über die Geschichte des Klosters, führt uns rum, erzählt auf Nachfragen, dass es in Nordkorea 10.000 praktizierende Buddhisten gäbe (das glaube ich ihm sogar, nämlich in den Lagern) und will dann eine Spende. Ich denke nicht daran. Er fragt uns, ob wir Interesse an einer buddhistischen Zeremonie haben und leider sagt Frieder ja, so müssen wir da durch. Er hämmert auf einer Holzglocke und singt ein paar Mantras, das wars dann. Wir haben übrigens während des kompletten Aufenthalts dort keine andere Person gesehen, etwa andere Mönche oder Novizen. Wenn der ein echter buddhistischer Mönch ist, bin ich mindestens ein Bischof.
Am Abend gibts dann Essen im drehenden Restaurant auf dem Dach des Hotels, was allerdings etwas schiefgeht, da die Bedienungen es komplett versemmeln, uns allen gleichzeitig das Essen zu bringen. Danach verabschieden sich Kim, Fahrer und Aufpasser und wir vier treffen uns zum Umtrunk in der Bar im Erdgeschoss. Was übrigens bis zum letzen Tag gnadenlos durchgezogen wird. Dass ich grundsätzlich der erste bin der abkackt hatte ich glaube ich schon erwähnt. Respekt vor dem Alter!
Wir lassen uns über die Aktion mit dem Kloster aus, stellen fest dass wir alle gleichzeitig die Schuhe des Mönches bemerkt haben und fragen uns, wie die Veranstalter auch nur im Traum dran glauben können, dass wir uns so verarschen lassen.
Wir trinken einige Runden und ich stelle fest, dass ich mir keine besseren Reisebegleiter hätte wünschen können. Vor allem Ulrich, emeritierter Professor für Verwaltungsrecht, ist ein wandelndes Lexikon. Er hat wie ich großes Interesse an der Geschichte des letzten Jahrhunderts, ist aber (im Gegensatz zu mir) hochgebildet und haut am Stück Fakten raus, die Kim und diverse Führer manches Mal in Verlegenheit bringen. Aber auch Frieder und Wolfgang sind nicht ohne, so dass wir trotz des Altersunterschiedes eine lustige Truppe sind.
Anm.: von dem Kloster habe ich leider keine Fotos, weil vorher der Akku meiner Kamera schlappgemacht hat. War aber auch nicht so interessant, nur den ‚Mönch‘ hätte ich gerne fotografiert.