Heute morgen bin ich schlauer, ich esse den Berg aus Eiern und Bacon nur halb auf und bin so in der Lage aus Waterville rauszulaufen statt zu rollen. Trotz der miesen Wettervorhersage scheint die Sonne und der Weg ist angenehm, der Tag Pause hat mir gut getan.
Es geht immer in der Nähe der Küste Richtung Osten, an diversen Farmen und einem Golfplatz vorbei, dabei stetig nach oben. Nach einer guten Stunde überquere ich mal wieder die N70 und nach einem kurzen und schmerzhaften Aufstieg habe ich den höchsten Punkt der Etappe erreicht. Von hier oben habe ich einen großartigen Blick, halte mich aber nicht lange auf, weil mich der Wind wieder fast umschmeisst.
Danach geht es langsam bergab, über Felder und durch diverse eingezäunte Wiesen, wo ich unter anderem Bekanntschaft mit einer aufdringlichen Schafherde mache, die mich offensichtlich zu ihrem Anführer wählt. Die komplette Herde folgt mir auf Schritt und Tritt. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich schonmal mit einer Herde Kühe in Island. Ich erkläre ihnen, dass ihre Zeit noch nicht gekommen ist, sie aber bald mit mir die Weltherrschaft übernehmen werden.
Irgendwann als ich kurz umkehre, weil ich nicht sicher bin ob ich noch richtig bin, kommt mir Daniel entgegen, der wohl kurz nach mir losgelaufen ist. Wir gehen die letzten Kilometer gemeinsam und kommen dann in Caherdaniel an, einem winzigen Ort, der aus vielleicht 20 Häusern besteht. Ich überlege, ob ich noch zwei Kilometer weiter zum Campingplatz gehen soll, entscheide mich aber dagegen, da sich der Himmel zumacht und es merklich kälter geworden ist. Ich checke im hiesigen Hostel ein, was eine gute Idee ist: zum einen ist das Hostel entzückend und was noch wichtiger ist, kaum habe ich eingecheckt, fängt es an zu regnen und hört bis ich ins Bett gehe nicht mehr auf. Das erste was die Wirtin macht, ist in der Diele, wo unsere Schuhe stehen, ein Räucherstäbchen anzuzünden.
Daniel und ich sind die einzigen Gäste, später kommt noch Christian, der eigentlich die nächste Etappe gleich dranhängen wollte, dann aber vom Regen überrascht wird und umdreht. Die Wirtin macht ein Torffeuer im Kamin an und es wird richtig gemütlich. So hat auch keiner mehr Lust, auf ein Bier ins Pub zu gehen.
Sollte es morgen immer noch so regnen, bleibe ich entweder hier oder fahre mit dem Bus weiter!